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Der Kettenwürger - oder - Warum Greyhounds doch anders sind

Begonnen von Oval 5, 08.04.2014, 17h09

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Oval 5

Das Würgehalsband ist hoffentlich unter Greyhound-Besitzern sowieso nicht im Gespräch.
Sollte das aber aus irgendeinem Grund doch noch in den Hinterköpfen herumschwirren:
Für den Greyhound sind Würger, speziell Kettenwürger tatsächlich gefährlich, wenn damit
(absichtlich oder auch unabsichtlich) ein plötzlicher Ruck auf den Hals ausgeübt wird. Und
wer einen ehemaligen Rennhund hat soll wissen, daß spätestens Nachbars Katze oder der
Leuchtwimpel an einen vorbeifahrenden Fahrrad so einen Leinenruck völlig unerwartet
auslösen kann. 

Ein zu grober, plötzlicher Ruck kann zum Bruch des Zungenbeins führen, das in Form
einer Gabel den Kehlkopf im Hals schützt. Die daraus resultierende Schwellung und
Blutergüsse nehmen dem Hund (manchmal erst nach Tagen!) die Luft zum Atmen und er
kann nicht mehr schlucken. Eine "nette" Geschichte gibt es dazu bei Greyhound
Compassion New Mexico icon_arrow.gif

Nun kann man sicher mit etwas Feingefühl solche groben Umgangsformen von sich aus
vermeiden. Was man aber nicht kann, ist dafür garantieren, daß der Hund nicht von sich
aus, wenn er etwas sieht hinter dem er gerne herrennen will, eben genau zu plötzlich im
Würgehalsband hängen bleibt und sozusagen selber die Verletzung verursacht.

Nicht ganz so heftig, aber meiner Meinung nach fast ebenso gefährlich ist es, wenn der
Hund mit viel Schwung in ein "Martingale Halsband" hinein läuft bis es stoppt weil z.B.
Nachbars Katze grade irgendwo unter dem Zaun aufgetaucht ist.

Wer derartige Verletzungen nach Möglichkeit verhindern will, der kauft seinem Greyhound
ein passendes, festes, normales Windhund-Lederhalsband und legt das glatt anliegend im
oberen Halsbereich hinter den Ohren um und schnallt es dann so, daß es hinter den
Ohren glatt sitzt. So kann der Hund nicht raus schlüpfen und ein plötzlicher Zug, womöglich
noch mit Schwung auf die empfindlichen Teile des Halses, wird so auch verhindert.

Natürlich soll der Hund auch mit so einem Halsband nicht erwürgt werden, aber mit etwas
Feingefühl des Besitzers (was ich jedem Hund von Herzen wünsche) läßt sich das leicht
machen und so die Gefahren für den Hals des Hundes minimieren.

Ich weiß ja, daß das Thema emotional besetzt ist, viele wollen dem ehemaligen Rennhund
mit dem neuen, weichen, netten Halsband das schwere Vorleben sozusagen symbolisch
abnehmen. Aber vielleicht denkt jeder nochmal darüber nach, wie das geht, daß viele
100.000 € teure Hunde genau mit solchen extra für sie gemachten festen Lederbändern
geführt werden: Es ist für den Hund die sicherste Art der Halsung mit dem geringsten
Verletzungsrisiko.   

Im Übrigen gibt ein gut sitzendes, schlichtes Halsband im Gegensatz zu locker sitzenden
Halsungen selbst die feinsten Impulse direkt an den Hund weiter, was dazu führt, daß wir
mit viel weniger Impuls bereits dem Hund zeigen können, was wir von ihm erwarten und
so mit einem festen Lederhalsband letztendlich weniger Kraft an den Hund weiter geben,
als mit einem locker sitzenden Halsband, das so viel weicher erscheint, aber tatsächlich
wesentlich stärkere und weniger gut verständliche Impulse auf den Hundehals ausübt.
Speziell natürlich, wenn der Hund in die Leine läuft, statt an der durchhängenden Leine zu
gehen.   


Wie man "einen Würger" richtig benutzt und wieso der in P-Stellung über den Kopf
gezogen werden muß, nicht in b-Stellung, zeigt ein Video aus den USA, das ich gesten
gefunden hatte bei der Suche nach der Übersetzung der unterschiedlichen Halsungen via
Google.
Also - bitte nicht für den Greyhound, so ein Teil. Egal ob in p oder b... aber Bildung schadet nie. 



Joker

Zu dem korrekten Anlegen eines Windhundhalsbands habe ich noch Fragen: Soll das HB direkt hinter den Ohren sitzen? Mein Whippet hat ein WindhundHB, das tiefer sitzt, nämlich am Halsansatz unten. Da sitzt es aber nicht gut, scheint mir. Der Hund zieht wie ein Ochse, mit dem bekannten Ergebnis, keuchen, nach Luft schnappen, husten. Das gefällt mir nicht. Bisher habe ich ihm ein altes Feltmann-Geschirr von meinem Terrier manchmal angezogen. Da läuft Whippet viel besser, kaum ziehen, kein reinhängen. Ist für uns beide netter. Kann ich also beim Whippet das HB auch höher und enger schnallen?

Für meinen Terrier habe ich Geschirr und HB, nämlich einen Halbwürger. Er neigt bei Panik zu Stehenbleiben und Kopf aus HB ziehen. Sehr unangenehm. Allerdings ist es ihm auch schon gelungen den Kopf aus einem Halbwürger zu ziehen. Könnte ein Windhundhalsband da Abhilfe schaffen, wenn es direkt hinter den Ohren sitzt?

Müssen die Windhundhalsbänder wirklich ganz eng geschnallt werden? Beim Whippet kann ich gut einen Daumen dazwischen schieben. Zu weit?

Joker

Oval 5

SO icon_arrow.gif soll ein Windhundhalsband sitzen, Joker
und wenn es nach mir ginge, gäbe es keinen Windhund (schon dreimal keinen ängstlichen aus dem Tierschutz), der draußen anders herum läuft.

Die Köpfe unserer Windis sind klein im Verhältnis zu den gut bemuskelten Hälsen (wobei das auch bei manchen Rassen weniger deutlich ist als bei z.B. Greyhound und Whippet). Der Hals ist oft nur direkt hinter den Ohren schmaler als der Kopfumfang. Weil ein Halsband aber nur seinen Zweck erfüllt, wenn der Hund nicht rückwärts raus schlüpfen kann, muß es enger sein als der Kopfumfang. Die Bänder liegen glatt an, sind fest und breit, was den Kehlkopf schont auch bei plötzlichen unerwarteten Starts.   

Zu hause und auf den kurzen Spaziergängen hier in der direkten Umgebung (wo sie auch ohne mich ganz sicher wieder heim finden) tragen auch meine Hunde meistens Halsbänder, die locker um den Hals liegen weiter unten und sich ähnlich den Martingale Halsbändern nur bis auf Halsweite hinter den Ohren zusammen ziehen lassen - sowas icon_arrow.gif. Ich habe die auf Maß gearbeitet - es gibt in der Art aber auch welche zu kaufen, die man einstellen kann auf die passende Weite. Wenn einer meiner Hunde Anstalten macht zu ziehen, bekommt er aber wieder das lederne, breite, feste, Halsband weil das die Impulse direkter weitergibt.

Besser für draußen an der Leine für den Hals - also schonender wenn z.B. eine Katze oder ganz toll: Eichhörnchen! auftauchen - sind die glatt geschnallten Lederbänder, bei denen ein plötzlicher Ruck ausgeschlossen werden kann. 

In den Rennkennels tragen die Hunde nur ein Halsband, wenn sie raus gelassen werden. Und weil es ja ziemlich viele schwarze Greys gibt, die vor allem als Junghunde fast gleich aussehen, markiert man sie gerne mit schlichten unterschiedlich farbigen Zwingerhalsbändern aus farbigem Synthetik-Gurtband. Die tun es in einem eingezäunten Gelände auch, um die Tiere rein und raus zu bringen.
Sobald die Greyhounds in den Kennel oder eine Box gesperrt werden, sind sie normalerweise zur Vermeidung von Verletzungsgefahren nackig (bis auf die farbige Kennzeichnung - das kommt ganz auf den kennel an und die Hunde, die da sind).
Aber wenn sie geführt werden - zum Training, zum Tierarzt, zum Auto, zum Rennen... - tragen sie völlig schlichte, geschnallte, feste Lederbänder aus einem traumhaft hochwertigen Leder glatt hinter den Ohren anliegend. Damit läßt sich sicher verhindern, daß der Hund ausbüxt oder sich das Halsband abstreift. Und nur dafür trägt der Hund ein Halsband: Daß man ihn sicher greifen und halten kann. 


Ich habe als eine der ersten Amtshandlungen in dieses Forum ein Video eingestellt, von dem man wirklich sehr viel lernen kann in wenigen Minuten - erstklassige Hunde geführt von erstklassigen Handlern mit einem traumhaft ruhigen und konzentrierten Umgang. icon_arrow.gif 


Der Kettenwürger - um ganz kurz das Thema nochmal aufzugreifen - ist an sich kein schlechtes Halsband. Aber für den Greyhound schlicht ungeeignet.



Joker

Gestern Abend habe ich dem Whippet mal das Halsband ganz oben am Hals, direkt hinter den Ohren, umgeschnallt. Der Hund schüttelt einmal den Kopf und schon saß das Halsband wieder unten. Hm, nicht fest genug? Werde heute neuen Versuch starten. Zunächst mal vielen Dank für die Anleitung.

Zusätzlich werde ich mal sehen, ob ich für den Whippet ein ordentliches und gut sitzendes Geschirr fertigen lassen kann.

Joker

KimC

Vor einige Monate hatte ich hier 2 whippchen in Pflege. Ich konnte problemlos das Halsband so anlegen wie es im verlinktem Bild gezeigt wird. Es git wohl aber auch unter whippets anatomische unterschiede, dass man das ncit verallgemeinern kann.
Bei Windhunde sollte das halsband schonmal recht dicht sitzen, ertmal dass sie nciht irgendwo hängen bleiben, aber auch weil der hals recht muskulös ist, das kopf eher klein. Na, OK, das ist bein Whipet nicht so ausgeprägt wie beim Barsoi, aber es besteht schonmal der Gefahr das sie den Kopf durchbekommen.

Ein bruder meine Hündin wurde erwürgt, weil er ein Kettenwürger trug. Der Hund war irgendwo kurtzfristig angebunden worden, geriet dann in Panik, und hat sich selbst erwürgt.
Wenn es denn unbedingt sein muss mit dem Kettenwürger, sollte man zumindest ein Stoppring einziehen, die begrenzt wie eng der Würger werden kann. Es gibt auch würger mit lange Glieder, (für haarreiche Hunde enpfohlen) da kann es geschehen das ein gelenk sich verheddert, und der würger nicht sofort losslässt, wenn die leine wieder locker wird.

Es gibt aber auch Alternativen wie zB easy'walk, die zwar sowohl vom Hund wie vom Halter etwas eingewöhnung bedarf, und nicht zuletzt die richtige anwendung, aber kein Stress oder Gefahr verursacht.

Aus alten Tage habe ich noch ein haufen Kettenwürger herumliegen. Die haben sich neulich beim Brennholzschleppen bewährt, wie auch in der Werkstatt, zum anheben von unhantierliche Werkstücke..

Oval 5

Zitat von: Joker am 09.05.2014, 11h01
Gestern Abend habe ich dem Whippet mal das Halsband ganz oben am Hals, direkt hinter den Ohren, umgeschnallt. Der Hund schüttelt einmal den Kopf und schon saß das Halsband wieder unten. Hm, nicht fest genug? Werde heute neuen Versuch starten. Zunächst mal vielen Dank für die Anleitung.

Zusätzlich werde ich mal sehen, ob ich für den Whippet ein ordentliches und gut sitzendes Geschirr fertigen lassen kann.

Joker

Ja :-)
Und wen Du im Haus oder gut eingezäunten Garten testest bist Du auf der sicheren Seite... der Hund weiß ja schon, daß er rückwärts raus kommt... das muß er erst neu lernen, daß das dann nicht mehr geht.... 

Das Halsband muß wirklich glatt am Hals sitzen - nicht enger als der Hals dort oben, aber auch wirklich nicht weiter.
Deshalb ist es auch wichtig, daß es genug Löcher hat zum verstellen - grade bei kleinen Hunden braucht man genug Löcher nah genug bei einender. Der Punkt ist: Der Hund muß lernen, daß der Versuch rückwärts raus zu schlüpfen aussichtslos ist. Dann versucht er es später auch nicht mehr. Und dann kannst Du auch wieder etwas lockerer schnallen - aber eben erst, wenn das Thema durch ist (mit mancher vorgeschädigter  Angstnase kommt man da leider nicht hin).
Und natürlich kann wer das mag den Hund in ein Geschirr aus 6 Gurten stecken. Mancher braucht das viellecht weil der Kehlkopf vorher schon geschädigt wurde oder aus sonst einem Grund. Für die allermeisten Hunde tut es ein gutes Halsband, wenn man es richtig anlegt das ganze Leben lang.


Der Kettenwürger ist beim Windhund aber tatsächlich in Kims Verwendung besser genutzt - zum Holz schleppen  icon_mrgreen.gif



KimC

Hier geht es zu den Bildern von den Whippets die ich in Pflege hatte. Ich glaube man sieht wie die Halsbänder (am Anfang sogar nur schnürsenkel, weil ich nichts anderes dabei hatte)

http://www.jagdwindhund.com/greyTs/index.php?topic=4218

Joker

Die Halsbänder sind für den Whippet zu groß, für den Terrier aber perfekt. Der Terrier kann aus dem eigentlich für ihn zu kleinen Whippethalsband den Kopf nicht rausziehen. Wir haben es heute Abend ausprobiert. Terriers Lieblingsspiel gespielt: Herrchen hält die Hunde fest und ich renne schreiend und winkend wie von Teufeln gehetzt davon (bin also der Hase). Bisher war es meinem Mann nie möglich den Terrier zu halten, weil der sich überall rauswand. Diesmal nicht! Dagegen stellten wir fest, dass eigentlich das Halsband für den Whippet zu groß ist. Also werde ich neue HB besorgen. Vielen Dank für Eure Erläuterungen.

Joker