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Ein geeignetes Gelände für den Freilauf eines Greyhound finden

Begonnen von Oval 5, 13.09.2012, 06h13

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Oval 5

Ein geeignetes Gelände für den Freilauf eines Greyhound finden - das kann erst mal schwierig sein. Jedenfalls bis man heraus gefunden hat, worum es geht, man es verinnerlicht hat und den entsprechenden Blick für die Gegend entwickelt hat. Wie mit fast allem anderen auch wird es aber mit der Zeit und Erfahrung leichter.


Der Greyhound ist schnell und viele ehemalige Rennhunde bringen größere oder kleinere Verletzungen mit aus ihrem Vorleben. Die sind meistens nach einer Weile geheilt, aber wie bei uns selber auch wird der Hund an der Stelle empfindlicher bleiben.


Leider weiß man von den Verletzungen aus dem Vorleben der meisten Ex-Racer nicht viel. Vielleicht wird das eines Tages auch selbstverständlich sein, dem Grey wie heute das Stud Book auch die Krankengeschichte mit zu geben wenn er in Rente geht. Bisher sind wir noch nicht so weit.


Es ist also unglaublich wichtig, daß wir zum einen versuchen die genauen Ursachen von eventuellen Lahmheiten, schwacher Muskulatur, Bewegungseinschränkungen einzelner Gelenke und derartige Anzeichen für halb oder auch nicht verheilten Beschwerden heraus zu finden. Weil wenn wir wissen, wo es wieso fehlt, können wir uns viel besser darauf einstellen.


Manchmal hilft ein Röntgenbild um zu sehen, welches das eigentlich geschädigte Gelenk ist, schon einen guten Schritt weiter.
Da sieht man auch, wenn am Gelenk selber gar nichts fehlt...
erkennt vielleicht daß z.B. eine Schonhaltung an Sehnen, Bändern oder Muskeln liegen muß
weil die Knochen in Ordnung sind (oder umgekehrt..)


Was man bei einem Neuankömmling im einzelnen untersuchen sollte kommt auf den Hund an. Das zu verallgemeinern macht meine ich keinen Sinn. Da gibt es den Tierarzt des !Vertrauens mit dem man das im einzelnen entscheidet.


Bis man denn dann einen Überblick gewonnen hat über den Hund und seine körperlichen Grundlagen (soweit das eben diagnostizierbar ist) sind meistens schon ein paar Tage oder Wochen vergangen. Eine Zeit in der ich von meiner Seite sagen würde, daß der Hund an der Leine (die kann ja länger sein, aber bitte gut fest gehalten und kein Schleppseil) bleiben sollte und sich abgesichert
an die neue Umgebung gewöhnen kann.
Bis ein Grey der direkt (oder fast direkt) von der Bahn kommt auf Kiesbänken am Bachlauf einigermaßen normal gehen kann vergehen möglicherweise Monate.
Den Zehen fehlt ganz einfach die trainierte Muskulatur für diverse Unebenheiten im Gelände - wobei das sehr darauf an kommt, wie der einzelne Hund vorher gelebt hat.



An der Leine kann man solche Dinge relativ problemlos herausfinden. Und der Grey läuft nicht Gefahr, sich gleich irgendwo zu verletzen.
Z.B. kann eine Drehung um 180 ° auf Asphalt im Freilauf nach ein paar Metern um zu Dir zurück zu kommen für viele Greys am Anfang blutige aufgerissenen stopper bone Ballen bedeuten - eine Verletzung, die normalerweise relativ schnell heilt, von der aber Tom Meulman sagt:
"While I don't wish to worry you, the truth is that any injury to the stopper bone can quickly become a race career threatening injury." (~Ich möchte Dich nicht beunruhigen, aber die Wahrheit ist, daß aus jeder Verletzung des Stopper Bone schnell ein die Rennkariere beendende Beeinträchtigung werden kann; Stopper bone siehe Karte -> VORDERFUSSWURZELGELENK/HANDGELENK -> Pisiform bone/15 - der Knochen im kleine Ballen an der Handwurzel)


Auch wenn unsere Hunde längst in Rente sind
- was die Rennkarriere beenden kann ist auf jeden Fall schädlich für den Hund! -
Solche Sätze sollen nicht einfach in den Wind geschlagen werden nur weil da etwas von Rennen steht. Für den Renn-Grey ist Rennen erst mal etwas aufregendes, tolles, schönes - sein Lebenselixier. Der Grey soll immer so behandelt werden, daß wir diese Qualität der Tiere nicht durch Unachtsamkeit oder Besserwisserei in Gefahr bringen - sie leiden entsetzlich, wenn sie nicht mehr rennen können!
Also stärken wir zuerst die Muskulatur, geben den Tieren genug Zeit, sich an die neuen Bedingungen zu gewöhnen und versuchen Vorbelastungen zu diagnostizieren.


Weil für den Freilauf und ein geeignetes Gelände (ja, ich hab das Thema nicht vergessen - keine Angst :-))  ist es von entscheidender Bedeutung, daß die Ansprüche des Geländes die körperlichen wie mentalen Fähigkeiten des Hundes nicht übersteigen.


De facto kann man z.B. davon ausgehen, daß der ehemalige Rennhund eine unterentwickelte Wahrnehmung für die dritte Dimension (rauf und runter) mit bringt. Das liegt einfach daran, daß die wenigsten Greys irgendwann in ihrer Welpenzeit wild durch dreidimensionales Gelände toben können wie das hier früher oder später praktisch jeder Welpe tut. Und weil sie das (Ausnahmen bestätigen die Regel) nicht gelernt haben, fehlt ihnen die Selbstverständlichkeit ihre ungeheuerliche Wucht richtig einzuschätzen, wenn wir sie unvorbereitet wie sonst jeden anderen Hund im Gelände laufen lassen.


Noch mal - es braucht einfach Zeit!

Das heißt nicht, daß sie nicht lernen können.
Aber
es ist unsere Aufgabe als Halter dafür zu sorgen, daß sie diese Zeit bekommen und es liegt in unserer Verantwortung den Hund so an die neuen Anforderungen zu gewöhnen, daß er dabei keinen Schaden nimmt.   
   

Jetzt hat der Renn-Grey wenn er zu uns kommt rund 30 kg, kann einen Schnitt von irgendetwas um die 55 - 60 km/h auf einen halben Kilometer durchhalten und hat keinen Dunst davon, was auf ihn zu kommt. So kommt der ExRacer auf einer Pflegestelle an, oder bei einer Orga in Irland. Und eben bei jedem, der ihn mehr oder weniger direkt bekommt.




Wenn Ihr also auf die Suche geht nach Freilaufgeländen:

1.) Gerade Am Anfang nicht zu groß und nicht zu klein. Damit die Kurven nicht zu eng (Belastung der Gelenke) und die Hunde nicht zu schnell werden. Der Grey KANN in den ersten drei Schritten extrem beschleunigen, tut das aber normal nicht, wenn da gleich ein Maschendraht zaun zu sehen ist - o.k.?

2.) Stacheldrahtzäune und ähnliches kennt der Renngrey von der Bahn nicht.
Jede Form von Verletzungsgefahr haben die Vorbesitzer in den meisten Fällen eliminiert in den Hundeausläufen. Die Greys haben keine Erfahrung gesammelt als (noch langsame) Welpen mit gespannten Weidezäunen, Stacheldraht, Glasscherben, Straßen, Treppenstufen
.................................................................................................. All diese Dinge müssen sie neu kennen lernen und BITTE AN DER LEINE. Für alles andere sind sie als ausgewachsenen Hunde zu schnell. 

3.) Renn-Greys sind Sichtjäger, die von Welpenzeit an auf die Hetze bewegter Gegenstände trainiert werden (Gegenstände - das heißt Dinge - nicht Hasen!) und genau das tun sie dann, wenn etwas sich schnell bewegt - sie versuchen es zu erreichen und zu fangen - weil das kennen sie.
Unsere Freilaufflächen müssen also wirklich frei sein von Kaninchen, Hasen, Katzen, Rehen, (ggf. auch kleinen Hunden) und auch unkontrollierbaren sonstigen bewegten Objekten. Ein geschlossener hoher Zaun ist eine gute Sache - zumindest bis man eine ordentliche Bindung zum Hund aufgebaut hat.

4.) Ein Kanal und das darin befindliche tiefe Wasser ist dem ExRacer ggf. nicht als Gefahr erkennbar! Ich habe meine Hündin fast ertrinken sehen, um das zu lernen (und heute noch eine Gänsehaut am ganzen Körper wenn ich davon schreibe). Keiner meiner Hunde vorher wäre an der Stelle auf die Idee gekommen, dort rein zu gehen. Heißt: Nichts, aber wirklich gar nichts, wofür Erfahrung notwendig ist kann man sicher voraussetzen. Gefahrenbewusstsein entwickelt sich. So etwas ist nicht angeboren. Wir als Halter haben diese Erfahrungen und müssen für die Absicherung sorgen, die es dem Neuankömmling ermöglichen zu lernen ohne Schaden zu nehmen.

5.) Halb-weicher, nicht rutschiger aber auch nicht zu tiefer Boden ohne Löcher können ein guter Anfang sein.




Ich habe ein Video gedreht vergangenes Jahr, das einen Eindruck geben kann, wie schnell die Hunde werden und wie schnell etwas passieren kann - wobei das hier kein Drama war. Trotzdem - bitte, anschauen, nachdenken, selber aufpassen und nicht vom Hund erwarten, daß er es selber wissen muß - ohne Erfahrung kann er es nicht wissen. Und es ist ganz sicher nicht der Fehler des Hundes, wenn er von Erfahrungen fern gehalten worden ist solange er klein und langsam genug gewesen wäre, um ohne Probleme dazu lernen zu können.


Auch diese Strecke wäre für den Anfang undenkbar gewesen - und wirklich "sicher" ist es da auch nicht. Bei mir in der Umgebung aber die relativ beste Gelegenheit für Freilauf. Man muß halt suchen gehen und sehen, was es an geeigneten Stellen jeweils gibt.