avatar_Oval 5

Wie weit geht die Tolleranz? oder: wie weit sollte sie gehen?

Begonnen von Oval 5, 24.11.2012, 22h29

vorheriges - nächstes

Oval 5

Wie unschwer zu erkennen ist habe ich mich in den letzten Tagen viel mit im
Pound abgegebenen Greyhounds beschäftigt. Und bei aller Dramatik die aus
den knapp bemessenen Fristen entstehen, die speziell für Greyhounds noch
immer die Regel sind, finde ich die Notlösung des Pound auch nach wie vor
besser als die Grausamkeiten, die Menschen einfallen wenn sie Ihre Tiere los
werden wollen und keine Möglichkeit haben sie einfach abzugeben.

Bei uns sind es Tierheime in denen die Hunde dann leben bis sie untergebracht
sind.
In Irland sind es Hundefänger und ein paar Tage Galgenfrist, die - auch das sei
einmal klar gesagt - freiwillig ehrenamtlich engagierte Menschen nach Kräften
nutzen, um die Hunde rechtzeitig anderswo unterzubringen.

Gleichzeitig lese ich in Verkaufsanzeigen Sätze wie "..must go this week as new
dogs coming in.."
, Was soviel bedeutet wie: Wir erwarten eine Lieferung neuer
Hunde und die aussortierten müssen aus den Kennels/Zwingern raus sein, damit
für die neuen Platz ist.

Ich tu mir da schwer.

Weil man aber ja nicht der Nabel der Welt ist, hier mal die Frage an Euch:
Wie viel Toleranz muß/soll man aufbringen, wenn es um die Umgangsformen mit
solchen Situationen in anderen Ländern geht? Wäre das in Deutschland, müßt ich
weder fragen noch nachdenken. Ist aber nicht in Deutschland. Ist in Irland. Und
selbstredend ist in Irland manches (mal ganz wertfrei) einfach anders als bei uns.

Also: Wie selbstverständlich kann man den Anspruch an die Verantwortung eines
de Saint-Exupéry übertragen auf andere? Wie seht Ihr das? Wo zieht Ihr die
Grenzen zwischen Euren eigenen Anschauungen und denen anderer in anderen
Ländern?



KimC

Andere Menschen, andere Werte. Um sowas zu begegnen muss man nichtmal so weit weg reisen.

Es gibt Freiwillige die eine Verantwortung auf sich nehmen, und dabei in eine endlose Tretmühle miteinbezogen werden. Diejenige die diese Hunde züchten, oder nutzen bekommen so ihr überschuss problemlos entsorgt. Dabei habe ich auch beim Tierschutz eine gewisse kommerzialisierung beobachtet, das zu adoptierende Tiere vermehrt in ein Webkatalog eingegeben werden: 1:Klicken, 2:Paypal, 3:Abholen.. Zwinger muss ausgerämt werden, es kommt bald Nachschub!

Ich bin auch auf sowas reingefallen. Momentan habe ich ier ein haufen Hunde mit langes Fell, lange Nasen und ein buckliger Rücken. Unter normale umstände hätte ich weniger Hunde gehabt, und von eine andere sorte. Nur, da gibt es jemand der auf Teufel-komm-raus züchtet, es entsteht ein überschuss and Hunde die kein schönes Hundeleben führen dürfen. Ein paar davon konnte ich ein gutes leben geben, aber zieht einer raus, ist für 2 neue ein Platz frei geworden. Nun will dieser mensch tatsächlich ein wurf machen, nur um festzustellen ob ein sonst versprechender Rüde Welpen mit Plattfuss zeugt. Was soll aus diese Welpen werden? Ist ihn doch egal, es gibt doch idioten die sich darum kümmern!

Leider muss ich feststellen das die jewelige Zuchtverbände sich auch schwer tun sich mit solche Zuchtstätten auseinandersusetzen.

Oval 5

Och jeh, das klingt als wärest Du gerade fürchterlich entäuscht 



heiwak

Die Grenzen für meine Anschauung bzgl. und der meines Gastlandes sind für mich schwierig zu beschreiben. Natürlich heisse ich die Gesetze und Methoden im Tierschutz der Spanier nicht gut, andererseits sehe ich täglich wie spanische Tierschützer um die Rechte der Tiere kämpfen - und es werden immer mehr die sich daran beteiligen.
Ausserdem finde ich es absolut nicht in Ordnung eine ganze Nation zu verteufeln wegen einiger dummer Menschen. Nicht alle Spanier sind Tierquäler wie auch nicht alle Deutsche Nazis sind! Diese Hetze geht mir schon lange gegen den Strich, warum maßen sich Menschen - die noch nie in Spanien waren - an, den ganzen Staat als schlecht und grausam hinzustellen? Es ist mir klar, dass hier noch einiges zu ändern wäre, aber die Leute kämpfen darum! In Kindergärten und Schulen gibt es Referate von Tierschützern um schon Kinder für das Thema zu sensibilisieren, Petitionen werden eingegeben, Protestmärsche gestartet, die Bevölkerung aufgerufen Tierquäler bzw. schlechte Tierhaltung anzuzeigen und und und. Uuuuund ich sehe kleine Erfolge: der Bernhardiner der noch nie aus seiner Garagenausfahrt kam wird plötzlich von den Kindern der Familie zumindest eine kleine Strecke ausgeführt! Die Kinder müssen ganz schön auf den Vater eingeredet haben, denn Samstags hat auch er sich ein Herz genommen und ist mit dem Hund raus.
Erst heute morgen habe ich den Kommentar eines Spaniers bzgl. eine gestern geretteten Hundes gelesen: ein alter fast blinder Hund ist orientierungslos herumgeirrt, der Spanier hat sich das eine zeitlang angesehen und wollte ihn dann einfangen und ins Tierspital bringen. Es ist ihm aber eine Deutsche dazwischengekommen, die bitterböse auf die Spanier geschimpft hat, den Hund mitnahm und ins Tierheim brachte. Dieser Spanier hat geschrieben, dass die Deutsche zu Recht auf die Spanier böse ist und er das vollkommen akzeptiert ... nur hat es eben bei ihm den Falschen getroffen. Er wollte den Hund ja retten!
Auch ich würde mir das eine zeitlang ansehen, ob nicht vielleicht doch ein Besitzer zum Hund gehört und nicht sofort den Hund ins Tierheim bringen ..... ja!!!! der Besitzer ist jetzt bekannt!
Fazit: zwei Herzen wohnen in meiner Brust!

Oval 5

Zitat von: KimC am 25.11.2012, 08h50
......... Nun will dieser mensch tatsächlich ein wurf machen, nur um
festzustellen ob ein sonst versprechender Rüde Welpen mit Plattfuss zeugt.
Was soll aus diese Welpen werden? Ist ihn doch egal, es gibt doch idioten die
sich darum kümmern!

Leider muss ich feststellen das die jewelige Zuchtverbände sich auch schwer
tun sich mit solche Zuchtstätten auseinandersusetzen.

Darauf möchte ich noch mal eingehen.
Weil das ist nun ein ganz zweischneidiges Schwert.
Stellt man daneben mal das Video das der Tage ins Netz gestellt wurde zur
DCM bei den Doggen
, dann kommt schon die Frage auf, ob so eine Verpaarung
vielleicht eine Möglichkeit ist mit einem einzigen Wurf zu klären ob ein Gen-
deffekt besteht und ggf. den Rüden anschließend sofort aus der Zucht zu
nehmen statt 10 Jahre diese Gene durch die gesamte Population zu streuen,
ganz viele Würfe mit Plattfuß zu züchten in zig verschiedenen Ländern (und
jeder dieser Hunde hat damit Probleme) und anschließend sehr viel "Versuchs-
würfe" zu benötigen, um das zu korrigieren.

Ich kenne nun die konkrete Situation nicht. Nur Deine Erzählungen über die
Lebensbedingungen der Hunde, die sicher besser sein könnten; dazu gibt es
keine Frage. Vielleicht stehen die Chancen gut, daß der Wurf gesund zur Welt
kommt? Und daß man damit eventuell eine gesunde Linie in der Borzoi-Zucht
etablieren könnte?
   
Das zum Beispiel ist genau so ein Punkt, wo es schwierig wird zu entscheiden
was richtig und was falsch ist - wie die Situation momentan in Spanien. Es hat
ja alles immer mindestens zwei Seiten...



KimC

Der "test" Wurf wäre ggf ein wurf ohne Ahnentafel, wo die Welpen einfach dort bleiben wo sie geboren werden, was für mich fast wie ein "wegwerfwurf" aussieht. 

Was Erbkrankheiten angeht, gibt es Zuchtvereine  die um den heissen Brei herumtanzen. Vor geraumer zeit, 6-7 Jahre hatte ich im Usenet etwas über Doggen, und DCM geschrieben. Doggen haben ein durchschnittlichers lebenswerarten von 4.5 jahre was ich sehr bedauerlich finde.
Da bekam ich ein Brief, das ich mit sofortiger wirkung vom Doggenverband ausgeschlossen war, und noch dazu ein Check mit dem Rest-mitgliedsbeitrag - obwohl ich nie mitglied gewesen bin! Die wörter "Herzprobleme", "DCM" war, und sind leider immer noch genau so unaussprechlich wie "ich höre gerne West-radio" es im Politbureau der DDR war. Den Check habe ich nie eingelöst, den habe ich als souvenier behalten..
Der hiesige IW-club hat zumindest Hertzuntersuchiungen erlaubt, es gibt aber immer noch Züchter die Hertzuntersuchungen verweigern. In diejenige linien wo hertzuntersuchungen bereits einige Generationen wirksam waren, ist der durchsnittliche lebenserwartung des IW von 5 auf 6.3 jahre gestiegen. DCM ist ja leider nicht nur erblich, sondern kann auch erworben werden. Darüber hinaus gibt es knchenkrebs. Aber es zeigt dennoch das man - wenn man will - schonmal etwas positives erreichen kann. Das würde allerdings bedeuten das der eine oder andere züchter seine linien vom zucht gesperrt sehen müsste, was leider ein grosses hindernis dastellt.   

Oval 5

#6
Den Mitgliedsbeitrag zurück  lol_27.gif *ggggg* der ist echt gut :-)))))))

Das mit dem nicht gemeldeten Wurf heißt doch für den Hund an sich nichts, Kim?
Das bedeutet nur, daß er nie in die Zucht gehen wird? Wie gesagt - ich kann das
natürlich nicht im Einzelfall beurteilen, dafür ist es alles viel zu weit weg, ich kenn
mich dort nicht aus, weiß viel zu wenig, um dazu endgültig etwas sagen zu können.

Generell haben wir mit unserer Haltung zum Tierschutz da aber Probleme, wenn wir
Rassehunde züchten wollen und immer den individuellen Einzelhund und sein Wohl-
ergehen über das Wohl der Population stellen. Weil Zucht bedeutet einfach auch
Selektion. D.h. es MUSS Individuen geben, die man aussortieren kann. Es muß
einfach mehr Tiere einer Rasse geben als man Zuchttiere braucht. Und natürlich
sollen auch die gut untergebracht werden und ein gutes Leben führen.



Aber klar, wenn es um Krankheiten geht und man da mit einem Testwurf etwas
eindeutig bestimmen kann, dann können im schlimmsten Fall alle Tiere aus
dem Testwurf inklusive der Eltern und bestimmter Vorfahren dadurch aus der
Zucht genommen werden müssen (will man die Krankheit tatsächlich los werden...)
und ein Teil der Tiere wird dann auch tatsächlich krank sein.

Nur einen Test-Wurf macht man ausschließlich, wenn man unsicher ist. D.h. die
können genauso alle gesund sein. Dann sind sie ohne Papiere eben pets? Die
Elterntiere (und deren bereits bestehende Nachkommen) haben dann aber eine
andere Sicherheit bezüglich des Defekts. Das kann schon etwas wert sein für eine
Population und die Zucht an sich. Da geht es doch nicht um 5 oder 10 Jahre.. Da
geht es schon um viel mehr. Denn wenn wir heute die Kranken nicht selektieren,
haben wir in 50 Jahren die Rasse an die Wand gefahren.


Trotzdem muß es irgendwo einen Grenze geben und auch geben dürfen, wo man
nicht mehr einverstanden sein braucht, oder? Für mich stellt sich die Frage, ob ich
meinen Anspruch, daß einer (egal ob Züchter oder Halter) die Verantwortung für
seine Tiere hat und nicht einfach neue bestellen kann bevor er nicht den Verbleib
derer sichergestellt hat, die er im Zwinger /in Haus hat auch auf Menschen in
anderen Kulturen übertragen kann, oder ob ich da einen Unterschied machen muß.   

Ich tu mir schon schwer damit, daß Menschen Hunde kaufen und verkaufen wie Tee.
Aber das sehe ich noch irgendwie als mein Privatvergnügen an. Da kann man schon
unterschiedlicher Meinung sein ohne den anderen gleich zu verteufeln. Nur wie ist
das dann wenn Hunde dafür sterben müssen, daß jüngere nach kommen können?
Die Natur ist da auch nicht zimperlich wenn es ums selektieren geht. Aber da geht
es dann um Fähigkeiten des Individums - im Fall der bestellten Hunde geht es nicht
um natürliche Selektion sondern von Menschen gemachte.
Muß man das respektieren?
In der Landwirtschaft müssen wir das respektieren - sonst ist Schluß mit der Vieh-
haltung. Aber müssen wir das auch respektieren bei Tieren, die wir rein zu unserer
Unterhaltung züchten?