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Aufschürfen von Daumenballen beim Abbremsen

Begonnen von einza, 11.09.2013, 12h16

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einza

Hallo Zusammen,

unsere zweijährige Greyhoundhündin lassen wir immer auf Gras rennen. Aber manchmal passiert es dass Sie während des Abbremsens schon auf Asphalt oder Steinen ist. Beim Abbremsen schürft sie sich dann immer die Daumenballen auf und das ist richtig schmerzhaft und langwierig bei ihr. :'( neu

Da in Extremfällen auch Schürfwunden an den Hinterläufen auftreten können, wäre meine Frage ob es ähnlich wie bei Pferden solche Schoner zum drüberziehen zu kaufen gibt oder ob jemand schon Erfahrung mit Schweißbändern gemacht hat.
Das war nämlich unsere Idee, Schweißbänder für Menschen kleiner zu Nähen und dann über die Vorderläufe und Hinterläufe stülpen wenn wir wissen wir lassen sie Rennen.

Gruß
Marco

Oval 5

Hallo :-)
und herzlich willkommen erst mal

Den Ballen von dem Du sprichst nennt man im Englischen "stopper bone" - weil die Hunde damit bremsen.
Es ist also an sich normal, daß der Ballen den Boden berührt wenn die Hunde abbremsen.

Was nicht normal sein sollte ist, daß sie sich dabei die Hornhaut von den Ballen abziehen. Aber es ist eine ziemlich gewöhnliche Verletzung will sagen, das passiert einfach leicht. Wenn es blöd her geht kann eine Verletzung am stopper bone sogar die Rennkariere eines Hundes beenden.

Grundsätzlich hat man mehrere Möglichkeiten darauf zu reagieren:
Zum einen kann man noch genauer schauen, wo der Hund frei laufen kann und unter welchen Umständen. Also eben noch mehr darauf achten, daß der Boden wirklich weich genug ist.

Dann habe ich festgestellt, daß meine Hündin im Lauf der Zeit auch dazu gelernt hat, wo sie lieber nicht bremsen sollte wenn sie sich nicht weh tun möchte. Es ist also durchaus denkbar, daß auch Eure Hündin noch auf den Trichter kommt, wo man besser drüber läuft statt zu bremsen. Ihr könnt ihr auch helfen dabei inden Ihr ihr ein Kommando beibringen für "weiter laufen"  und dann in so einem Fall dazu beitragen, daß sie mit Eurer Hilfe dazulernt.
 
Bis dahin kann man die Gelenke "tapen"
D.h. man besorgt sich selbstklebende elastische Binde (gibt es in geradezu poppigen Farben für nicht viel Geld und sieht dann z.B. so aus icon_arrow.gif ) und wickelt diese ein paar mal um das Gelenk.
Nicht zu fest, aber bitte auch nicht zu locker, sonst wird es nur noch gefährlicher. Kriegt man im Pferdesportgeschäft oder auch in Apotheken.

Und dann gibt es soweit ich mich erinnere mit Klettband(?) verschließbare Bandagen auch fertig. Das ist dann ähnlich wie ein Pulswärmer oder Gamaschen und wahrscheinlich das, wovon Ihr gerade träumt.
Ich hab grade bei Pauckners Windhundshop geguckt, aber die haben da jetzt keine im Internet-Sortiment.

Wenn man die nicht fertig bekommt, kann man sicher auch z.B. solche hier aus dem Pferdebedarf umarbeiten.


Ich guck später noch mal, ob ich nicht doch noch welche finde. 
     

Grundsätzlich muß man bei allen Hilfsmitteln genau gucken, daß man nicht aus versehen andere Probleme damit hervorruft - als Scheuerstellen oder ähnliches. Deshalb bin ich eher Purist und versuche solche Dinge über Lernprozesse in den Griff zu bekommen. 



Oval 5

#2
Weiter zum stopper bone


Da mal die Karten - damit die Grundlagen klar sind icon_arrow.gif


Ich habe viele Themen gefunden in der Data, die sich mit Verletzungen in dem Bereich
befassen und er klingt nicht gerade danach, als sollte man es auf die leichte Schulter
nehmen. Wobei die Verletzungen zwar vergleichsweise lange brauchen für die Heilung und
oft die Rennkarriere auch aufgrund von Leistungseinbußen beenden, aber die meisten
Hunde wohl für den Freilauf als Familienhund wieder fit genug werden.

Man soll stopper bone Verletzungen röntgen lassen.
Weil wenn Knochensplitter abplatzen, ist oft angezeigt, diese operativ entfernen zu lassen
( aus Care of the racing & retired Greyhound ).

Oft bestehen die Verletzungen aber in mehr oder weniger schweren Zerrungen der
Sehnen und Bänder bzw. eben auch in einer einfachen Abschürfung der Ballen.

[attach=1]

Alle diese Sehnen und Bänder können Schaden nehmen oder bei der Heilung dicke Stellen
bekommen durch Narbengewebe. Gefühlvolle Massage kann möglicherweise viel verbessern.
Nicht nur die direkte Region, sondern auch Zehen, Ballen, die Beine sowie Nacken und der
obere Rücken im Bereich der Schulterblätter können durch Verspannungen und feste
Knoten die Heilung behindern bzw. zur Verletzung beitragen.
Eine Warme Decke nach einer netten Massage kann da auch dem ganz normalen Familien-
Grey richtig gut tun.


ca. 2 Wochen ruhig halten - allerdings nicht so extrem, daß entstehendes Narbengewebe
die Sehnen so verkürzt, daß sie später im Freilauf gleich wieder Schaden nehmen.
4 Wochen gehen und Schwimmen - nicht mehr.
Dann langsam wieder zunehmend mehr Bewegung - das sind Angaben aus einem Thema
in der Data wo es um Zerrungen der Sehnen geht. Die sollen als grober Anhaltspunkt
dienen -
genaue Vorgaben macht man bei so was bitte mit dem Tierarzt aus weil ja jede Verletzung
ein Einzelfall ist.
   


Ganz wichtig immer bei solchen Heilungen: Die kranke Seite ist weniger belastbar als die
gesunde. Das macht es doppelt schwierig bei der wieder zunehmenden Belastung die
betroffene Region nicht gleich wieder zu überlasten. Der Hund meint er kann wieder alles -
aber so ist das eben nicht. Also lieber langsamer und bitte mit wirklich viel Umsicht was
das Gelände betrifft - der Hund hat ja Schmerzen und wenn man immer wieder zu früh zu
viel erlaubt wird das nur mehr, statt ordentlich zu verheilen.
Geduld ist da gefragt und eben Umsicht. Der Boden soll weich sein - nicht nur Gras oder
Sand, sondern auch nicht steinhart ausgetrocknete Wiesen z.B.

In "Running Dog Maintanance" gibt es einen interessanten Abschnitt zu den fertigen
Bandagen mit Klettverschlußauf S.73, den ich hier übersetzt einstellen möchte:
"Sie können speziell dafür gedachte Schutzbandagen kaufen zum Schutz des stopper bone,
aber ich habe diese im Gebrauch gesehen und ich würde sie aus folgenden Gründen
nicht für die Arbeit im Gelände anlegen:
a) Es können sich unter diesen Gamaschen Dreck und Steinchen ansammeln und zu
Hautabschürfungen führen
b) Nach meinem Verständnis sitzen diese Bandagen nicht glatt genug um das Gelenk des
Hundes tatsächlich zu schützen und wenn man sie zu fest anbringt (mit dem
Klettverschluß) behindern sie entweder die Beweglichkeit des Hundes oder sie schnüren
das Blut ab.
Viel besser ist es "Vetwrap" (also selbstklebenden elastische Binden) zu verwenden
und an der Stelle, an der der stopper bone fehlt, ein Stückchen Schwamm mit einzuwickeln.
Wickeln sie die elastische Bandage stramm aber nicht zu fest um das Gelenk. Ober- und
Unterkante mit einem Streifen "Elastoplast" umkleben, damit kein Dreck hinein gelangen
kann und das ganze gut sitzt. "
Übersetzung Oval@greyts.eu


Ich habe leider noch immer keinen Verkäufer für fertige Bandagen gefunden, denke aber
daß man durchaus aus elastischen Bandagen (nicht klebenden aus der Apotheke) mit
etwas Geschick, breiten weichen Gummis an die man etwas Klettband näht und
Zickzackstich an der Nähmaschine für wenig Geld schnell an- und ausziehbare Bandagen
in den ewünschten Abmessungen machen kann.

Der Königsweg ist aber denke ich noch immer, dafür zu sogen, daß die Verletzung so gut
als nur irgend möglich behandelt komplett ausheilt und man anschließend eben noch viel
genauer das Gelände für den Freilauf auswählt.


Wäre natürlich schön irgendwann noch etwas zum weiteren Verlauf zu erfahren. Bis dahin
hoffe ich, das hat weitergeholfen und Eure Hündin wird wieder richtig heile :-)



einza

Wow was für eine Umfassende Antwort, Danke!!!!!!!  daumen.gif

Also bis jetzt ist bei unserer Kleinen nur der Hornhautballen aufgeschürft bzw. teilweise abgeschürft. Das bereitet ihr aber auch schon ziemlich Schmerzen. Aber in keinster Weise eine Verletzung wie ich sie nach deinem Tipp mit dem Begriff stopper-bone bei Google-Maps Bilder Suche gefunden hab..

Ich denke wir werden einfach in Zukunft noch besser darauf achten wo wir sie rennen lassen und die abschürfungen zu vermeiden. ICh denke auch der TIpp mit den elastischen Binden ist einen Versuch wert!

Oval 5

 klimper.gif

meldet Euch einfach wieder - wenn es besser wird, aber auch wenn Ihr nicht zurecht kommt.

Oder auch einfach so..



KimC

Im Laufe des Woches werde ich jemand begegnen der für viele Hundeprobleme verhaltensl¨soungen hat.
Ich glaube man kann ein Hund das "ABS-bremsen" beibringen. Mein erster Hund hat sich auch oft die Ballen bei Brems, oder Hollywood-Autojagd-Wendemanöver verletzt. Damals musste das auch immer geflickt werden.
Später habe ich durch das Arbeiten mit meine eigene Wracks, auch verhaltensprobleme von andere Hunde/halter erfaren, und ich denke es gab mal das Problem, da habe ich nicht weiter zugehört, weil meine Hunde nähmlich alle ABS-bremsen. Mal sehen was draus kommt. 

KimC

Leider wurde das Training gestern abgesagt, ich konnte deswegen nicht meine Frage bzgl Hunde-ABS loswerden. Ich versuche es nächstes mal.

Oval 5

Jetzt hab ich sie gefunden, die Gelenkschoner mit Klettverschluß:

Vorderläufe:
Back on Track Gelenkschoner

Hinterlauf links:
Back on Track Sprunggelenkschoner liks

Hinterlauf rechts:
Back on Track Sprunggelenkschoner rechts



Joker

Mein Eindruck ist, dass Kim mit seinem Hinweis zum Üben von "ABS-Bremsen" , übrigens sehr schöne Beschreibung  blumen_2.gif, auf der richtigen Spur ist.

Die Verletzung kenne ich sowohl von Whippets als auch vom Manchester Terrier.

Bei meinen Hunden mache ich es so, wenn sie im vollen Lauf sind und zu mir zurückkommen, dass ich mich dahin stelle, wo weicher Boden und/ oder Gras ist. Und beim Whippet achte ich noch zusätzlich darauf, dass er noch ein Stück an mir vorbeirasen kann. Whippet lernt jetzt so langsam das Bremsen, also rechtzeitig vor mir die Geschwindigkeit zu verringern und nicht mehr an mir vorbeizudonnern.

Ich habe einmal den Fehler gemacht, dass ich versucht habe dem auf mich zu rasenden Whippet auszuweichen, weil ich Angst hatte, dass er mir vor die Knie klatscht. Natürlich ist aufgrund meines Verhaltens genau das passiert, was dann uns beiden weh getan hat. Wäre ich stehen geblieben, was ich jetzt immer tue, dann wäre es nicht passiert.

Joker

Maus

Das habe ich alles jetzt sehr gerne gelesen greyTs_kiss.gif, sehr lehrreich (hab dies Problem noch nie gehabt) und sehr schön geschrieben- hat richtig Spass gemacht, Danke blumen_2.gif

Joker

Ich habe für meine Hunde ganz wundervolle Bandagen gekauft, eine genaue Anleitung ist beigefügt. Heute Abend werde ich mal den Hersteller/ Verkäufer hier einstellen.

Joker

Joker

Ich habe die Visitenkarte wiedergefunden:

Monika Reeh-Mehlis, Bandagisten-Meisterin, Firma Benecura, Bandagen und Nützliches für Tiere, Hauptstraße 24, D-56637 Plaidt
www.benecura.de

Ich wusste überhaupt nicht, dass es den Beruf eines Bandagisten gibt! Sie stellt auch Bandagen für Pferde her.

Joker

Maus