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Landschaft, die Siebzehnte - Der EICHENPROZESSIONSSPINNER!
Oval 5:
Nicht daß wir völlig im Paradies verschwinden.. es gibt da draußen auch das Böse! prediger.gif
An den Eichen hängen noch immer Nester des Eichenprozessionsspinners vom vergangenen
Jahr. Rechts der Ausschnitt in Vergrößerung. Demnächst beginnt die diesjährige Saison des
Schädlings.
In diesen Nestern, die an vielen Eichen einfach hängen bleiben, sind noch immer Haare der
Raupen.
Diese Haare, die die Raupen vor Freßfeinden schützen sollen, entwickeln sich ab der dritten
Entwicklungsphase und können bei Berührung grobe allergische Reaktionen hervorrufen. Auf
der Haut entsteht dadurch dann ein Auschlag, wenn man die Häarchen einatmet, kann das
richtig böse Folgen haben.
Wir meiden wo möglich jeden Kontakt. Sowohl für uns Menschen, als auch für die Hunde.
Um einen Befall unserer Eiche ggf. rechtzeitig zu erkennen, haben wir um den Stamm einen
Leimring befestigt (was für eine klebrige Angelegenheit... ! ).
Ich hoffe dringend, daß wir verschont bleiben, denn auch für die Hunde kann es sehr ungute
Folgen haben und wir müssen auf jeden Fall sofort etwas tun, wenn Raupen am Stamm nach
oben wandern sollten, um im Baum ihre Eier zu legen.
Es muß wohl einen Wachstumshemmer geben, der die Entwicklung der Spinner verhindert
und damit die nesselnden Haare gar nicht erst entstehen läßt. Solange man früh genug
etwas tut und nicht alte Nester rum liegen hat, ist es noch ungefährlich und in kochendes
Wasser geworfen ist die Gefahr auch der entwickelten Haare dann gebannt - aber bitte
wirklich mit Gazkörperkondom, Mundschutz und Vorsicht .....
Oval 5:
Update..
Im Mai waren die Raupen dann leider auch an unserer Eiche zu finden ...
auch unterhalb im Gebüsch...
und sogar am Zaun shocked.gif
Oberhalb des Leimrings waren die Raupen schon etwas größer also eine Entwicklungsstufe
weiter.
Ich konnte leider keine Informationen finden zum Aussehen und der Bestimmung der einzelnen
Enwicklungsstadien. Auch die Telefonate mit Fachleuten haben dazu leider keine eindeutigen
Bilder erbracht.
Was ich aber herausgefunden hatte, war ausgesprochen hilfreich und informativ für den weiteren
Weg.
Die Brennhaare - also die für Mensch und Tier gefährlichen mit Widerhaken versehenen Härchen
- sind winzig klein. Nicht etwa die Haare, die man auf den Fotos sieht, sondern ~5tel Millimeter
große, direkt auf der Haut der Raupen sitzende "Stacheln". Eine Mikroskop Aufnahme, die ich
geschickt bekommen habe, zeigt die Wiederhaken.
Das Eiweiß, aus dem diese Härchen bestehen, ist die Ursache für die allergischen Reaktionen.
Wer nicht besonders empfindlich ist, kann mit einer frei verkäuflichen Salbe mit etwas Cortison
die Reaktionen bei leichtem Kontakt in ca. 2 Tagen in den Griff bekommen. Für empfindliche
Menschen oder bei massivem Kontakt sieht es ganz anders aus. Dazu findet man bei Interesse
wirklich viele Fotos im Netz.
Die Wäsche soll heiß genug gewaschen werden, um Abhilfe zu schaffen - d.h. 60°C sollten
passen und tun das hier auch.
Auch hat sich die Entwicklung durch eine ordentliche Recherche im Netz korrekt nachvollziehen
lassen: Nicht etwa im Boden, sondern in den Baumkronen sitzen die Eier der Spinner. Was vom
Boden aus am Stamm rauf wandert, sind die Raupen, die vorher runter gefallen sind.
Die Raupen finden sich nach dem Schlupf tagsüber in Gespinstnestern an den Ästen und am
Stamm zusammen und wandern gemeinsam nachtaktiv zum Laub der Bäume, das sie für ihre
Entwicklung als Futter brauchen. Dementsprechend sehen die Bäume nach einer Weile und je
nach Befall mehr oder weniger kahl gefressen aus. Manche sind komplett entlaubt.
Diese Eiche ist deutlich gezeichnet...
Der Baum hingegen hat nur sehr wenig abbekommen - leider eine Ausnahme hier in der Gegend.
Nach der letzten Häutung der Raupen verpuppen die sich in großen Nestern meist in Stammnähe
für die Entwicklung zum eigentlichen Eichenprozessionsspinner - also einem Nachtfalter.
Aus diesen Nestern schlüpfen dann die Falter und schwärmen wieder aus, um Eier in die
Baumkronen der Eichen zu legen für die Generation des nächsten Jahres.
Ein Infoblatt der Kreises Kleve icon_arrow.gif
(PDF 369,5 MB kb )
Oval 5:
Weiter geht es - denn mit dem Befall unserer Eiche hatten wir das Problem nun im eigenen
Garten. Für uns Menschen noch mit Verstand zu regeln, mußten wir es im Sinne der Hunde
ganz real und im eigentlichen Sinne des Wortes in den Griff bekommen.
Nochmal einige Fotos aus der Umgebung - fast jede Eiche ist befallen:
Hier sind im oberen Bereich schon Falter geschlüpft ..
.. im unteren Bereich ist das Nest noch fest gesponnen, die Raupen noch verpuppt.
Das Gespinstnest vor den Schlupf des Falters - alle Raupen haben sich zu Puppen versponnen.
Wenn die Entwicklung beendet ist, werden sie als Falter schlüpfen.
In diesem Zustand der Nester habe ich dann nach reiflicher Überlegung und Vorarbeit(!) an
einem fast windstillen Tag mit gutem Wetter bestens(!) in Schutzkleidung gepackt und bewaffnet
mit einer großen Spritzflasche klebriger Cola-Zuckerwassermischung und einem Apfelpflücker
an einer langen Stange einen Weg in den Baum genommen. Das geht bei uns, weil diese Eiche
recht gut geeignet ist zum Klettern, ich nicht besonders allergieanfällig bin und ja - weil ich mich
wirklich sehr umfassend eingedeckt hatte mit Schutzkleidung.
Eine lange, gut am Baum befestigte Leiter,
keine Störungen.. (deshalb gibt es da auch keine Fotos)
.... es hat funktioniert.
Jedes Nest habe ich zuerst großzügig mit dem ColaZuckerWasser eingesprüht, mit dem
Apfelpflücker dann (möglichst weit weg von mir) vom Baum geholt - alle dadurch trockenen
Stellen wieder gut eingesprüht und dann das Nest in eine Plastiktüte gepackt und zugeknotet
runter geworfen.
Ein paar Nester waren/sind zu weit weg vom Stamm, als daß ich sie erreichen hätte können.
Die behalten wir im Auge. Wenn sie runter fallen, werden sie eingesammelt und entsorgt.
Das Einsammeln der Nester - das sei hier betont - ist zwar sicher der gefährlichste Arbeitsschritt,
aber bei Weitem nicht der zeitaufwändigste.
Informationen einholen,
den Arbeitsablauf präzise zu durchdenken und zu planen,
die Schutzkleidung suchen und bestellen und so weit nötig auf meine Maße zu ändern etc.
hat sicher mindestens doppelt so lange gebraucht, wie die eigentliche Arbeit am und im Baum.
Das ColaZuckerWasser war so ziemlich der beste Tipp überhaupt - das kommt nämlich ohne
Lösungsmittel aus und benebelt einem da oben im Baum nicht die Sinne.
Nicht zu unterschätzen was einem das bringt beim Klettern! Das möchte ich auf jeden Fall weiter
geben klimper.gif
Die Warnungen, das alles nicht selber zu machen, sondern Fachleute zu beauftragen sind
nachvollziehbar.
Aber wer hat schon mal eben 1500,- € übrig im Jahr, um seinen Baum zu retten....
Viele lassen die alten Eichen einfach fällen.. das wollte ich nicht.
Man KANN es selber machen - aber man muß wirklich höllisch vorsichtig sein.
An den 5 cm, an denen meine Handschuhe von den langen Stulpen irgendwann abgegangen
waren, hat auch meine Haut reagiert. Das war nach 2 Tagen mit der Salbe wieder gut.
Das ist hier keine Empfehlung - es ist einfach die Beschreibung, wie ich das Problem für dieses
Jahr in den Griff bekommen habe. Wenn es eine Alternative gäbe, die bezahlbar ist, wäre mir
die für das nächste Jahr ganz sicher lieber. Das ist schon so.
Oval 5:
So,
damit das hier nicht so oberflächlich daher kommt mit der "Schutzkleidung", hab
ich noch eben die einzelnen Teile zusammen auf den Boden gelegt und fotografiert.
Die Schutzbrille, die ich eigentlich besorgt hatte, ging zwar über die normale Brille,
ist dann aber so beschlagen, daß ich sie nicht nutzen konnte. Das war ungut. Ich
habe also besonders Acht gegeben, die Augen nicht in der Windrichtung der Nester
zu haben und die Nester wirklich gut naß zu spritzen mit der klebrigen Lösung aus
Cola, etwas Wasser und viel Zucker.
Es gab also einen fest gewebten Overall - geändert auf meine Maße.
Da drunter ganz normal Unterwäsche und Socken.
Die Haare zusammengebunden unter einer Badehaube und das Gesicht dick mit
Fettcreme eingeschmiert
Dann einen Einmal-Overall-Schutzanzug da drüber.
Atemschutz (einen guten..), der hat mit seinen Gummibändern dann alles um den
Kopf gut an Stelle gehalten.
Die Arme hatte ich besonders gut eingepackt ohne das Gefühl der Finger zu stark
zu beeinträchtigen - über den Baumwolloverall und unter den Schutzanzug habe ich
die langen Armstücke der rosa Veterinärhandschuhe mit Silikon-
Einmalhandschuhen zusammen geklebt (abgeschnitten -> beide angezogen -> dann
aneinander geklebt)
Anschließend hab ich den Schutzanzug gezogen und dann aus elastischem Poly-
Material gestrickte, an den Handflächen gummierte,
eher dünne aber feste und glatt passende Handschuhe gezogen.
Dadurch waren die LatexHandschuhe gut gegen mechanische Verletzungen
geschützt.
Über die Schutzanzüge dicke Socken und dann gut sitzende alte Turnschuhe für
einen guten Halt im Baum.
Nach der Aktion im Baum ist alles Einmalzeug in Plastiktüten eingeknotet mit den
entfernten Nestern in die Entsorgung gegangen, alles andere mit mir unter die Dusche.
Die Kleidung hab ich umgehend gewaschen. Die Schuhe entsorgt.
KimC:
Oh, das sind aber aufwendige Gäste die ihr dort bekommen haben. Und was für ein Arbeit die wieder loszuwerden.
Da musstest du wirklich erfinderisch werden. Hoffentllich hat es dann gewirkt.
Danke für den Bericht!
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