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Ich war mal aktuell Hühnchen anschauen

Begonnen von Oval 5, 25.08.2012, 16h30

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Oval 5

Richtig - Hühnchen, nicht Hündchen.
Ich wollte wissen, wie die relativ neue Anlage bei uns in der Gegend funktiniert - also wie die Tiere dort
aussehen, wenn man sie aus der Nähe betrachtet. Die Auslaufflächen sind riesig und so bin ich gestern
endlich mal mit Fotoapperat da hin gefahren und habe Fotos gemacht.
Gleich vorweg: Ich war positiv überrascht!

Hier schon mal das erste Foto - ich muß noch ein bisschen vorbereiten, um mehr einstellen zu können..






Oval 5

#1
Wie gesagt - ich war positiv überrascht.

Nicht nur die vielen Berichterstattungen, sondern durchaus auch ganz reale Erfahrungen
aus eigener Anschauung haben mich relativ skeptisch da hin fahren lassen. Hühner sind
nicht besonders nett miteinander, wenn der Platz nicht reicht. Sie fressen sich gegenseitig
auf, wenn ein Kadaver herum liegt. Sie picken sich die Federn vom Leib gegenseitig.. und
das gab es auch schon zu Zeiten, da Hühner noch uneingezäunt auf dem Bauernhof frei
herum laufen konnten.
Davon wie das aussieht gibt es ausreichend Bilder im Netz.
Der Film über die Zustände bei Wiesenhof vom letzten Jahr war nicht gerade geeignet
gewesen, meine Vorstellungen positiv zu beeinflussen.

Umgekehrt gibt es genug Bilder von glücklichen Hühnern in Kleingruppen auf Bio-Bauernhöfen.

Ich wollte einfach sehen, wie die Tiere dort jetzt aussehen. Und sie sehen - obwohl oder weil? -
das eine wirklich große Anlage ist gut aus!











Die Schnäbel der Hühner sind gekürzt - das sieht man auf den Fotos deutlich. Das ist wohl not-
wendig aber der einzige Kritikpunkt den ich noch habe - da muß es noch eine Lösung geben
langfristig, die zumindest verhindert, daß die Schnäbel anschließend so asymmetrisch wachsen. 






Aber die Tiere sind alle ordentlich befedert und vom Verhalten so, wie sie auch sind, wenn sie
auf einem Bauernhof frei herum laufen können und sich wohl fühlen. Auch die Krallen sind gut.

Es ist sehr sauber gepflegt draußen, das Futter kommt aus großen Silos und wird direkt durch
ein Rohr nach innen geleitet. Auf dem Dach sind die großen Lüftungsausläße der Klimaanlage
für die innere Halle. Ein Förderband transportiert den Mist aus dem Keller auf den eingefaßten
Müllhaufen. Der einzige wirklich stinkende Bereich. Das liegt halt in der Natur der Sache  smiley.gif   

Die Fotos von den Hühnern habe ich schon fertig - vielleicht schaffe ich es auch der Tage noch
den Film fertig zu bekommen und hoch zu laden. Das ist aber bisher einfach noch zu groß :-)

Es gibt einen Bereich, den man von außen nicht sehen kann - da wo die Tiere Ihre Sitzstangen
haben und die Eier legen? Davor eine überdachte Halle, Süd- und Ostseite aus grobmaschigem
Gewebe.



Die Westseite ist fest gemauert. Die Nordseite der geschlossenen Bereich der Halle. So ist es
gut geschützt und doch gut gelüftet.





Rein und raus geht es zumindest tagsüber nach Lust und Laune. Und draußen dann eben eine
wirklich große Wiese. Meine Fotos geben die Weite leider nicht wirklich ordentlich wieder. Ich schätze
die Auslauffläche auf etwa einen Hektar.. also reine Schätzung.








Je nach Wetter verteilen sich die Tiere sehr unterschiedlich weit. Manchmal sind sie alle in der Nähe
der Halle, manchmal wenn ich vorbei fahre sind die Wiesen gleichmäßig von den Hühnern übersäht.



Ein Huhn war draußen.
Das ist das, von dem oben auch das erste Foto war.




So habe ich keine Probleme mit großen Tierzuchtanlagen. Hoffen wir, daß es irgendwann auch das
letzte Huhn in unserem Land zumindest so gut hat. Weil es einfach Basis sein muß, daß Tiere ein
lebenswertes Leben führen können. Ganz egal, zu welchem Zweck wir sie halten. Mensch und Tier
gehören meiner Meinung nach untrennbar zusammen. Diese Partnerschaft muß einfach wieder zum
beidseitigen Wohl werden. 





heiwak

Bis auf den Schnabel sehen die Hühner wirklich einwandfrei aus. Zum Schnabelkürzen habe ich folgendes gefunden:

http://www.umwelt-online.de/recht/natursch/laender/nds/schnabel_ges.htm

ZitatDas Schnabelkürzen bei Geflügel ist eine Amputation nach § 6 TierSchG, die grundsätzlich verboten ist und nur unter bestimmten Bedingungen nach § 6 Abs. 3 Nr.1 TierSchG durch die zuständige Behörde erlaubt werden darf. Das Kürzen der Schnabelspitze zur Verhinderung schwer wiegender Schäden durch Federpicken und Kannibalismus ist nicht nur ein schmerzhafter Eingriff, sondern beeinträchtigt auch die vielfältige Funktion des Schnabels. Er muss daher - bis zum anzustrebenden Verzicht auf den Eingriff - so wenig und so schonend wie möglich durchgeführt werden.

Unter Beachtung dieses Grundsatzes ist das Erlaubnisverfahren nach § 6 Abs. 3  Satz 1 Nrn.1 und 2 TierSchG in Ergänzung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift ( AVV) zur Durchführung des Tierschutzgesetzes vom 9.2.2000 (BAnz. Nr. 36 a vom 22.2.2000) bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse wie folgt durchzuführen:

Die Erlaubnis kann nach Nummer 4.1.1 AVV auf Antrag Tierhalterinnen und Tierhaltern, die das Schnabelkürzen durchführen oder durchführen lassen, - nach glaubhafter Darlegung der Unerlässlichkeit des Eingriffs gemäß § 6 Abs. 3 S. 2 TierSchG - erteilt werden. Brütereien sind Tierhalterinnen und Tierhaltern gleichgestellt, wenn das Schnabelkürzen vor Abgabe der Tiere an die künftige Tierhalterin oder den künftigen Tierhalter erfolgt. Die Erlaubnis wird der Antragstellerin oder dem Antragsteller für die jeweiligen Tierarten und Methoden erteilt. Die erlaubniserteilende Behörde berücksichtigt die nachfolgenden Anforderungen und überwacht deren Einhaltung.

Oval 5

Ja, der Weg ist wohl noch etwas länger..

Immerhin haben diese Hühner
neben Futter, Wasser und Dach über dem Kopf auch
Freilauf nach Lust und Laune,
Tageslich,
frisches Gras und Insekten,
können sich im Staubbad die Federn pflegen,
haben einen weitläufigen überdachten Auslauf für Schlechtwetter,
Sonnenschutz auch draußen auf der Wiese,
können sich aus dem Weg gehen, wenn ihnen danach ist,
haben ein ordentliches Gefieder, das entsprechend auch wärmt..

Ich finde, daß ist schon ganz gut!
Weil etwas muß man mit den Schnäbeln wohl tun - wie gesagt - auch in den kleinen Gruppen
auf den Bauernhöfen meiner Kindheit hat es diese armen Kreaturen gegeben, die eben die
letzten waren in der Hackordnung. Das war (und ist wo es vor kommt) wirklich schlimm. Wenn
ich dann so einen Hof sehe, dann wächst meine Zuversicht, daß sich durch eine gezielte ver-
besserung der Lebensumstände durch technische und wissenschaftliche Fortschritte eben doch
erreichen läßt, was wir als Verbraucher immer haben wollen: daß wir nicht zu Tierquälern werden
müssen, wenn wir entsprechend unserer Art als omnivore Lebewesen auch Fleisch essen.


Es gibt sicher viel, was noch unter die Lupe genommen gehört ... auch Bio-Gas hat schauer-
liche Schattenseiten.. aber zumindest gibt es Lichtblicke, wo es deutlich sichtbar funktioniert.
Und ganz ohne hypersterile Haltungsbedingungen - von Lebensbedingungen möchte ich da
nicht mehr reden, wenn ein Tier sein ganzes Leben lang nie das Tageslicht, den Wind oder
den Regen erleben kann. Und ich habe genug Anschauungsbeispiele rundum, wo bei aller Liebe
eben genau diese in meinen Augen Grundrechte von Tieren mit Füßen getreten werden.
Schweine sowieso, aber auch Rinder leben fast ausschließlich im Stall, Hobby-Pferdesportler,
deren Pferde nur in der Halle geritten werden, obwohl das Gelände hier wirklich gut geeignet
ist auch für Ausritte.
Es sind nicht nur "die Bauern" - es ist einfach in der Bevölkerung in weiten Teilen das Gefühl
für normale Lebensweisen verloren gegangen.
Wenn dann an so einer heiklen Stelle wie der Hühnerhaltung deutlich wird, daß es de facto
sehr wohl anders machbar ist, dann ist mir das eine ehrliche Erleichterung :-)



Oval 5

Hab heute wieder einiges gefunden.
hier erst mal das:
Zitat von: aho, 4.09.2012
Mehr Legehennen, mehr Betriebe, mehr Eier in Deutschland
(MEG) Die deutsche Eierproduktion belief sich nach Erhebung des Statistischen Bundesamtes
im ersten Halbjahr dieses Jahres auf 5.222 Mio. Stück. Damit wurden -------(weiter)------>

Oval 5

#5
So, endlich nun auch noch das Video von neulich dazu.

Habe heut die Bauern getroffen, die die Anlage betreiben.
Werde demnächst wie es aussieht auch mal innen hinein schauen dürfen,
da hatten wir nur heute beide keine Zeit dafür.
Bin schon gespannt.

Es sind fast 3 ha Auslauffläche - so viel habe ich heute schon mal erfahren
und wollte das gleich noch nachreichen.
4m² Auslauffläche je Huhn.
Das ist schon ordentlich. Zumal - wie man im Video sehen wird - die Tiere
völlig zwanglos sehr eng zusammen sind wenn sie wollen und wirklich viel
Möglichkeit haben, sich auch individuell tatsächlich über weite Strecken zu
bewegen oder auch mal abzusondern. 

http://www.youtube.com/watch?v=
 


Die Hühner kommen übrigens bereits mit gekürzten Schnäbeln an, wenn sie
aus der Zuchtanlage geliefert werden.
Auch das habe ich heute schon erfahren.



Oval 5

#6

Transport... eine halbe Stunde Fahrt haben die Bauern gesagt - für diese Bio-Hühner. Dicht
an Dicht. Das sieht fies aus, kommt speziell Hühnern aber entgegen - weil sie sich bei Gefahr
von sich aus eng zusammendrängen und weil sie bei der Fahrt dann weniger herumgeworfen
werden.




Die Seitenwände des Lastwagens sind aus gelochten Platten durch die immer frische Luft
rein kommt, die den Fahrtwind aber abhalten.




Ich muß weg gehen - man möchte keine Krankheitskeime riskieren - noch viel wichtiger
aber: Die Bauern sind schief angemacht worden und mißtrauisch geworden.




Ich verspreche dem Fahrer ihn nicht auf den Fotos zu haben. Auch den Bauern... Was für
eine Welt in der keiner keinem mehr vertrauen kann. Es ist ein Trauerspiel.