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Noch ein Begriff der geklärt sein möchte - souverän -

Begonnen von Oval 5, 15.08.2012, 23h07

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Oval 5

souverän..
noch so ein Begriff, der geklärt sein möchte :-)

Kommt in mittlerweile fast jedem Text über Hundeerziehung vor.

Wann ist Mensch souverän?
Was passiert in uns, wenn wir nicht souverän sind?
Wie gewinnen wir die innere Ruhe zurück, wenn sie uns abhanden gekommen ist?


Der Duden schreibt als Synonyme
Zitat von: http://www.duden.de/rechtschreibung/souveraenSynonyme zu souverän

autonom, eigenstaatlich, eigenständig, eigenverantwortlich, emanzipiert, frei, selbstbestimmt,
selbstständig, selbstverantwortlich, unabhängig, ungebunden; (bildungssprachlich veraltet)
independent

abgeklärt, ausgeglichen, bedächtig, beherrscht, besonnen, die Ruhe selbst, erhaben,
formgewandt, gelassen, gemessen, gereift, gesetzt, gewandt, nicht aus der Ruhe zu bringen,
ruhig, seelenruhig, selbstbewusst, selbstsicher, sicher [im Auftreten], über den Dingen stehend,
überlegen, überlegt, umsichtig, vernünftig, würdevoll; (gehoben) bedachtsam, selbstgewiss;
(salopp) cool


EDIT 24.9.12 17h48, Oval 5 - Titel präzisiert

bleu

Souveränität in Hinsicht auf die Hundeerziehung, bedeuted für mich dass ich, ohne Gewalt, ohne physischer+psychischer Erregung, eben ganz "in mir" ruhend und mir über die Konsequenzen meines geplanten Handelns auf meine Hunde bewusst, so einwirken kann dass sie sich in meiner Gegenwart angst- und aggressionsfrei bewegen können um unerwünschtes Verhalten abzustellen,positive Bindung aufzubauen und zu stärken und Lernen möglich zu machen.
Was meint ihr?

Liebe Grüße,
bleu

heiwak

ZitatWann ist Mensch souverän?

Wenn er in sich ruht und das auch ausstrahlt.
Zitat

Was passiert in uns, wenn wir nicht souverän sind?

Chaos

ZitatWie gewinnen wir die innere Ruhe zurück, wenn sie uns abhanden gekommen ist?

Ich habe vor langer Zeit autogenes Training gemacht, so kann ich innerhalb von Minuten wieder ruhig werden. Das hat mir bis jetzt am meistens beim Golfen geholfen. wink.gif Komischerweise haben mich die Hunde noch nie aus der Ruhe gebracht obwohl gerade das Frl. Saluki mich immer wieder auf die Probe stellen will.

Oval 5

#3
 icon_mrgreen.gif
Mich bringt schon immer mal was aus der Ruhe


Tue mich auch schwer mit dem Begriff souverän.
Speziell im Sinne der Gewaltlosigkeit.
Denn all die Synonyme, die der Duden vorschlägt kann ich gut einordnen und keines
dieser Attribute könnte nicht ggf. auch auf einen entsprechenden Mörder zutreffen.

Wer in sich ruht - muß bei weitem nicht gewaltfrei agieren.
Er muß nur mit seinem Tun in Einklang stehen. Darf weder ein schlechtes Gewissen
haben, noch Angst, noch sich sonst schlecht fühlen dabei. Es kann jemand, wenn er
davon üerzeugt ist, daß Gewalt in einer Situation angebracht und richtig ist völlig
souverän Gewalt anwenden.   


Wie erlange ich meine innere Ruhe zurück... kommt vielleicht ein wenig darauf an, was
mich gerade aus der Ruhe gebracht hat. Ich muß einen Weg finden raus aus dem Gefühl
ausgeliefert und machtlos zu sein. Oder mein Problem nicht mehr so wichtig zu nehmen.
Manchmal ist Humor ein guter Ausweg - ein bisschen über sich selber zu lachen kann eine
Erleichterung sein und befreit ungemein zumindest von dem Glauben, alles in der Hand
haben zu müssen.



heiwak

Der Begriff kann sowohl positiv als auch negativ besetzt sein. Ein Souverän war ja ursprünglich der Alleinherrscher über einen Staat, der seine Macht absolut ausübt ..... das wird natürlich negativ besetzt.

Souverän handeln hingegen ist meiner Meinung nach positiv und negativ besetzt:
Zitathttp://www.humanontogenetik.de/Souveranitat_Wessel.pdf

Souveränität ist die Fähigkeit des Individuums, über die eigenen inneren Angelegenheiten zu verfügen und stets Änderungen in dieser Verfügung vornehmen zu können.

Das ist natürlich wiederum vom jeweiligen Individuum abhängig - ein Mörder kann ebenso souverän handeln wie z.B. der Friedensstifter.
Positiv wird der Begriff für mich wenn ein souveräner Mensch nicht herablassend auf seine Umgebung sieht - dabei meine ich nicht nur seine Mitmenschen, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt - immer mit der Verantwortung handelt, dass jede noch so kleine Entscheidung sehr weitreichende Konsequenzen haben kann, immer offen für Neuerungen ist und möglichst ohne Vorurteile handelt.

Wie erlange ich meine innere Ruhe zurück... es hilft auch ungemein sich zu sagen: So, jetzt auf Null zurück und nochmal von vorne!  klimper.gif Was natürlich wiederum voraussetzt, dass man sich in dem Moment bewusst ist emotional zu reagieren...das ist sauschwer, tongue.gif  denn dazu muss man sich mit sich selbst auseinandersetzen. wink.gif

KimC

Souverän kann wie schon gesagt sowohl positiv wie negativ sein. Ein souveräner Mensch (oder Tier) kann sich durchsetzen, ob mit Gewalt oder Liebe, beide sind Wege zur Souveränität. Ein paar beispiele die ich begegnet bin:

Das grösste Ich-A/G des landes. Dort herrscht Herr J. Er hat in sein Büro kein computer, sondern eine tolle Musikanlage, sowie ein Zeichenbrett. Auf dem Zeichenbrett zeichnet er Zahnräder. Die Montagearbeiter haben es am leichtesten. Dort heisst es einfach befehl ausführen. Aber mit 500 Angestellte kann nicht jeder Beschluss vom Boss gemacht, otder gesegnet werden, es bedarf schonmal betriebsleiter dazwischen. Irrtum! Herr J. ist souverän, jeder Beschluss, sei er noch so klein muss von ihn gesegnet werden. Er glaubt das die Konkurrenz alleine da ist um ihn zu ärgern.
Dass sein Betrieb durch ineffektive Arbeitsgänge konkurrenzfähigkeit verliert weiss er nicht, denn derjenige der ihn darauf aufmerksam machen müsste, müsste zugleich seine Befehle in zweifel ziehen. Herr J, ist souverän! Wer Herr J. begegnet, sieht ein Mensch der in sich ruht! Er wirkt ruhig und gelassen, und vermag als der Herr Direktor in erscheinung zu treten, mit grosser BMW und Zigarre. 

Dann wäre der Hafenmeister von L. Wer dort sein gang hat, erlebt ein Mensch der in sein Verhalten recht unauffällig ist. Als alter Seeoffizier mit eine Behinderung die ihn nicht mehr zur See erlaubt sieht man ihn und man weiss wer er ist. Uniform trägt er nicht, mann weiss eben wer er ist. Er hat wei angestellte die wissen was sie zu tun haben, es scheint nicht als würde er sie irgendwie überwachen. Dann eines Tages gescieht im Hafen ein Unfall. Zwei Schiffe stossen zusammen, beide haben mehrere Passagiere/Besetzungsmitglieder an Bord. Totaler Panik, keiner weiss was zu tun ist. Dann kommt der Hafenmeister vom anderen Ende des Hafens auf ein fahrrad das er einfach geklaut hat. Sene beiden Angestellte sind auch schell da.
Sofort als der Hafenmeister erscheint  nimmt er die Lage unter sine Kontrolle. Bald weiss jeder was er zu tun hat. Zuschauer gibt es nun keine mehr, denn die haben jeder von ihn eine Auflage bekommen. Finde ein langes Seil, hol mir ein Leiter, sperr den Weg, usw. Mann wurd enicht gefragt ob man will, die Touristenhaben schomal begriffen, wehe du verweigerst dich... Der Hafemeister weiss das sie keine Seeleute sind, sondern nur touristen, deshalb benutzt er kein fachchinesisch, und presst sie nicht zu etwas das sie nicht machen könnte. Er hat die Lage unter siene Kontrolle, Panik ist nicht mehr, denn durch seine Ruhe und "ich weiss was zu machen ist" und "du weiss was du machen solltst". Würde ein Fremder ohne Vorahnung hinzukommen würde dieser erst bei zweiten Blick erkennen das hier schonmal ein Problem entstanden ist.
Nacher wurden alle anwesenden Vernommen. Selbst hatte der Hafenmeister und seine Angestellte nichts gesehen weil sie zum Zeitpunkt des Geschehens am Anderen ende des Hafens mit Wartungsarbeiten tätig waren. Auch dort war die Lage immer im Griff. Er war souverän, aber auch sehr verständnisvoll. So hat er jeder angeboten bei ihn eifach vorbeizukommen, wenn sie ihr erlebnis mit jemanden Bearbeiten wolle.
Der Hafenmeister hat auch in sich geruht, war souverän, immer Herr der Lage. Dennoch besteht swischen ihn und Herr Direktor J. ein enormer Unterschied.


Souveränität kann gelernt werden. Ich hatte zwei Hunde die als sie zu mir kamen, sehr unsicher un unselbstständig waren. Doch dann eines Tages, als die Rudelführung ihn überlassen wurde, dies souverän übernehmen konnte.
Mein Edler herr Jaroff ist souverän wenn es dazu kommt nervöse Hunde für sich zu gewinnen. Der nerwöse Hund erlebt ein souveräner Rüde mit Lebenserfarung (und welcher!), der ist herr der Lage, aber auch liebevoll und hat verständnis für die Lage des anderen Hundes - dies aus eigener Erfarung. Auch Welpen gengenüber ist er ein geduldiger und souveräner lehrer der weiss was zu machen ist. Irgendwo in seine Vergangenheit soll er ein anderer Hund halbtot gebissen haben. Ich kann es nicht glauben, aber es scheint korrekt. Ist er dabei Herr der Lage gewesen? Oder hat er es mittlerweile gelernt?   

Oval 5

Als allererstes ein großes Danke

für Eure Gedanken (alle) zu dem Thema.

heiwak - das war eine echte Perle heute Morgen,
auch wenn meine Gehirnwindungen doch ordentlich zu tun bekommen haben!   
umarmen.gif


Zu merken, wann ich emotional reagiere fällt mit persönlich nicht so schwer.
Es dann aber in so einem Moment anders zu machen ohne eben die Souveränität (oder was
ich dafür halte) zu verlieren manchmal schon. Sicher kann ich mich zwingen dann rational zu
reagieren und einen für die Hunde verständlicheren Kurs einzuschlagen. Nur steh ich da auch
mal neben mir dabei.
Etwas rational anzufangen und rational zu bleiben auch wenn es nicht nach Plan läuft, fällt mir
viel leichter als wenn ich mit den Hunden raus gehe und sie mal so gar nicht das tun, was ich in
dem Moment gerne hätte. icon_mrgreen.gif
(Spricht ja Bände wenn man das so hin schreibt..)
Nun bin ich von Natur aus kein Mörder, d.h. das hällt sich immer im Rahmen auch für die Hunde,
aber
natürlich ist es sicher manchmal nicht, was im Zeitgeist so allgemein unter "souverän" verstanden
wird (ich übersetzte das mal ganz modern und salopp mit "cool") und vielleicht wäre es auch für
die Hunden manchmal leichter, ich könnte da einfacher "auf Null zurück"kehren.

Absurderweise empfinde ich aber ein relativ großes Maß an Selbstbestimmtheit, wenn ich
momentanen Regungen auch Raum gebe und mich eben nicht zu einer gerade aus dem
Gleichgewicht verschobenen Ruhe absichtlich zurück zwinge.
Wobei ich die innere Ruhe eben eigentlich nicht tatsächlich verliere, nur weil ich mal lauter
werde - vorausgesetzt ich kann das in dem Moment dann auch.

Ob das im Bezug auf die Folgsamkeit aber effektiv ist darf getrost bezweifelt werden.
Schließlich scheinen Hunde ja besonders ernst zu nehmen, was leise gesagt wird.
Angeblich im Gegensatz zum Menschen.. wobei - ich glaube Ullrich Wickert(?) -
mal erklärt hat in einem Interview, daß er besonders wichtige Nachrichten
gerne leise gesprochen hat, um ihre Dringlichkeit zu unterstreichen.   

Tja - souverän im Bezug auf den Hund .. keine Ahnung  undecided.gif
bin ich das nun, oder bin ich es nicht?
 


KimC: "Souveränität kann gelernt werden."

Das klingt gut! Dann besteht ja noch Hoffnung auch für mich   tongue.gif

Aber Spaß beiseite - im Grunde genommen stehen in jedem der Beiträge
ganz entscheidende Ansätze, mit denen man einen Weg für sich selber und ein
eigenes Verständnis von in sich ruhendem Verhalten begreifen kann und wo man
meint etwas dazu lernen zu wollen und zu können auch Anregungen für die
eigene Entwicklung finden kann.
Das ist wirklich schön!

blumen_2.gif