Danke, Kim, für diesen Beitrag.
Natürlich ist das alles keine Einbahnstraße. Vorurteile gegen alle und jeden können
ganz sicher keine Lösung sein.
Mich hat besonders der Aspekt beeindruckt, wie viel Einfluß das Ansehen der Täter hat.
Daß die Umgebung diese Menschen einfach aufgrund ihres Ansehens für untadelig
erklärt und damit den an sich schon schwachen Kindern nochmal das Vertrauen
entzieht.
Das ist ein Verhalten, was sich ja nicht auf diese Thematik beschränkt sondern
vielmehr grundsätzlich menschliches Miteinander prägt. D.h. egal worum es geht:
Demjenigen mit dem hohen Ansehen wird eher geglaubt, als einem unbescholtenen
aber eben "normalen" Mitglied der Gesellschaft.
Kann man nun als Binsenweisheit abtun.
Keine Frage.
Aber wenn man es aus allen erdenklichen Perspektiven betrachtet, kann man sich
schon fragen, was man selber - und aus welchen Gründen - in der eigenen Umgebung
vielleicht übersieht.
Muß ich mein eigenes Umfeld neu bewerten?
Gibt es da Hinweise oder Ungereimtheiten gerade bei den hoch angesehenen
Mitmenschen, Vorgesetzten etc. ?
Je weiter oben in der Hirarchie, desto genauer hin zu schauen ist nicht einfach -
schließlich ist das ja ein eben zutiefst menschlicher Mechanismus, den es da zu
hinterfragen gilt.
Unser Bauchgefühl wird also gegen jeden Angriff auf so eine Person ein Veto einlegen,
obwohl wir vielleicht längst mißtrauisch geworden sein könnten, hätten wir unseren
Gedanken mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Gerade das Denken ist aber seit dem beginnenden Wassermann-Zeitalter deutlich aus
der Mode gekommen. Hatte man in den 60ern noch was übrig für Klassenkampf und
Rationalität, ist man heute schon wieder auf so einem Weichspüler-Trip, der das
Denken an sich schon als Angriff auf die Gefühlswelt deklassieren möchte.
Dann wird aus Gefühlslagen heraus irgendwer gewählt - in der Politik wie im Verein
gleichermaßen - und wenn dann das tatsächliche oder auch nur das sprichwörtliche
Kind in den Brunnen gefallen ist, geht das große Heulen und Zähneknirschen los. Statt
gleich seinen warnenden Wahrnehmungen zu vertrauen, vertrauen wir Persönlichkeiten
weil sie einen "guten Ruf" haben..
Von Zivilcourage keine Spur.
Weil natürlich ist es genau so wie Du schreibst: Wer sich dann aus einer (biologistisch
ausgedrückt) rangniedrigeren Position gegen einen Ranghöheren äußert, läuft deutlich
Gefahr nicht ernst genommen, verlacht oder sogar verurteilt zu werden.
Eine Garantie kriegt man selten auf viele 'Klicks' und Zustimmung. Je weiter 'unten'
man ist, desto unwahrscheinlicher ist das auch.
Nur eines bekommt man für Zivilcourage immer:
Man kann auch morgen noch mit gradem Rücken in den Spiegel schauen, weil man
sich nicht zum Spielball seiner Gefühle oder der Gesellschaftlichen Normen hat machen
lassen.