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Kampf oder Spiel? J.K. Paulsen zu Agression bei ExRacern

Begonnen von Oval 5, 26.05.2012, 06h40

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Oval 5

Englischer Originaltext
mit freundlicher Genehmigung für die Übersetzung aus dem Englischen von
Greyhound Companions of New Mexico, J.K. Paulsen - http://www.gcnm.org

Kampf oder Spiel?
Aggressives Verhalten bei Greyhounds
von Judy Kody Paulsen 
(Exzerpt des Themas aus dem Sommers 2005 in den GCNM Nachrichten)

Alle Hunde spielen... wirklich? Kann es sein, daß einige gar nicht nicht wissen wie?
Renn-Greyhounds haben ihr Leben lang gelernt, zu konkurrieren. Es kann schwierig wen
nicht sogar unmöglich sein, all die Verhaltensänderungen, die sich beim Renn-Greyhound
durch sein Training ergeben haben, aufzulösen. Das zu ignorieren kann verheerende
Folgen haben. Es liegt in der Verantwortung jedes neuen Besitzers, das zu akzeptieren.

Greyhounds sind nicht von Natur aus aggressiv, aber ExRacer haben ein Training hinter
sich wie sonst keine andere Gruppe von Hunden. Spiel, wie es unter Hunden anderer
Rassen typisch ist, kann mit der Grundhaltung (mindset) eines ExRacers unvereinbar sein,
der vielleicht stattdessen versucht alles zu fangen was sich schnell bewegt oder vielleicht
einen anderen Hund zum Kampf herausfordert, weil er ihn als Konkurrenz wahrnimmt.

Oft glauben Adoptanten, daß Greyhounds, wenn sie einmal mit anderen Haustieren im
gemeinsamen Haushalt leben, ihren Drang zur Konkurrenz verlieren. Diese Annahme hat
zu katastrophalen Resultaten geführt in Momenten, in denen das Spiel oder
Beuteverhalten des ExRacers in Angriffen eskaliert ist. Auf der Rennbahn sind
Greyhounds immer mit Maulkörben gesichert, wenn sie in Gruppen zusammen sind -
ungeachtet dessen ob sie zum Rennen frei sind oder für eine Zeit im Auslauf
gemeinsam - Ausnahmen gibt es keine während der gesamten Zeit auf der Rennbahn
oder im Kennel.

Das Spiel von Tieren beobachten zu können ist eine der größten Belohnungen dafür,
mehrere Tiere gemeinsam zu halten; Im Fall von ExRacern muß das Spiel jedoch genau
überwacht werden. Spiel das raufen, verfolgen, schnappen und beißen beinhaltet,
kann besonders bei Greyhounds wegen ihres dünnen Fells und der dünne Haut böse
Verletzungen verursachen. Abhängig vom Vorleben der Hunde kann man in manchen
Fällen Spiel grundsätzlich unterbinden müssen. Hunde die eine Tendenz gezeigt haben,
aggressiv zu werden, brauchen andere  Wege um ihre Energie loswerden zu können.
Hier müssen die Menschen zum "Spielpartner" ihrer Greyhounds werden, wenn
Anzeichen von schnell entstehenden Grobheiten unter den Hunden wiederholt
beobachtet werden.
   
Wenn Ihre Hunde grob miteinander Spielen kann dies durch eine Routine von langen
Spaziergängen und/oder das eins-zu-eins Spiel von Mensch und Hund ohne die
Gegenwart anderer Hunde ersetzt werden müssen. Ein Greyhound, der zu ängstlichem
oder aggressivem Verhalten stimuliert wird, wenn er das Spiel eines anderen Hundes
mit einem Menschen beobachtet, sollte soweit getrennt werden, daß er weder optisch
noch akustisch stimuliert wird durch das Spiel.   

Die Interaktion eines aggressiven Hundes mit den anderen im Haushalt lebenden Tieren
ist an sich empfehlenswert, allerdings ausschließlich unter ruhigen, kontrollierten
Umständen wie gehend an der Leine oder die Anwesenheit bei ruhigen Beschäftigungen
unter Familienmitgliedern (tierischen wie menschlichen).
   
Verhindern sie auf jeden Fall, daß in der Gegenwart eines Greyhounds mit aggressiven
Tendenzen Kinder (oder Erwachsene) raufen oder sich in einer Weise benehmen, die
Nervosität oder aggressives Verhalten beim Hund schüren kann. Besonders laufende
und schreiende Kinder sind durch die angeborenen und antrainierten Verfolger-
Tendenzen eines ExRacers besonders gefährdet.   

Wenn es hartnäckige Anzeichen von Aggression bei einem Greyhound gegeben hat,
muss dieser Hund eventuell in einen Zimmerkennel oder anderweitig getrennt werden,
solange keine Menschen anwesend sind.

Bestimmte Geräusche/Töne (sounds) können das Beuteverhalten des Greyhound
aufputschen. Eine Stimme über einen Lautsprecher (ähnlich der Ansage beim
Hunderennen vor dem Start aus den Boxen); ein hohes Quietschen oder Kreischen
(ähnlich dem Ton eines mechanischen Köders, der durch die Metallführung um die
Rennbahn entsteht); eine brüllende, schreiende Menge oder auch Applaus - all das
kann in einem Rennhund (oder ExRacer) Anspannung erzeugen.   

Manch ein Adoptant empfindet es grausam, dem ExRacer den Freilauf und das freie
Spiel mit anderen Hunden zu verbieten. Die Erfahrungen mit anderen Hunderassen
haben bei Menschen den Eindruck entstehen lassen, daß Apportieren oder Tauziehen
die bevorzugten Beschäftigungen der Hunde mit ihren Menschen seien. Für eine
ExRacer ist wahrscheinlicher die schlichte Anwesenheit eines Menschen das Mittel der
Wahl, da diese in seiner Zeit auf der Rennbahn besonders selten war.

Behalten sie im Blick, daß es unsere Verantwortung ist die Umgebung zu kontrollieren,
innerhalb derer unsere Hunde interagieren, und Regeln einzuführen, an die sich alle
Familienmitglieder halten müssen. Wenn sie sich einmal für die Übernahme eines
ExRacers entschieden haben, müssen sie auch damit leben, daß er empfindlicher ist für
Verletzungen und bestimmte Vorkehrungen nötig sind, um eine sichere und ungefährliche
Umgebung für den ExRacer zu schaffen.   

Einen ExRacer als Begleiter zu haben ist eine wunderbare Sache, aber ständige Besuche
beim Tierarzt zur Wundbehandlung gehen in`s Geld, ganz zu schweigen von der
seelischen Belastung für den Menschen und der körperlichen für den Hund. Greyhounds
sind prächtige und herzliche Hunde und traumhafte Begleiter, aber es ist an uns zu
erkennen welche Opfer dafür nötig sind einen fragilen Hunde-Athlethen bei uns zu
haben, der dafür gezüchtet und trainiert wurde sich in der Konkurrenz zu behaupten.
Entspannen Sie sich, genießen Sie ihre ExRacer; aber halten sie ihnen die Gefahren vom Leib.

" Relax, enjoy your Greyhounds; but keep them out of harm's way"

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Übersetzung Oval 5


Oval 5

Zur Bedeutung und Definition von Spiel gibt es noch einen ganz guten Artikel
von Michael Grewe, dem man hier nachlesen kann: 

Falscher Hase
Anmerkungen zum Thema ,,Spielverhalten von Hunden und Menschen"
von Michael Grewe (erschienen im Deutschen Hundemagazin 12/2007)

Im Artikel werden unter anderem auch die Verhalten in Welpenspielstunden beleuchtet.
Was als Spiel zu bewerten ist oder auch nicht und wieso.