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Welche Bedeutung hat die Arbeitsleistung zum Erhalt der Gesundheit und der körperlichen und mentalen Eigenschaften beim Windhund?
Teil 1

Von Heike Zapf

 

Da es immer wieder zu Diskussionen über das Thema Leistung bzw. Leistungsanforderungen beim Windhund zum Erhalt der Gesundheit und seiner Eigenschaften kommt, möchte ich einmal ausführen aus welchen einzelnen Eigenschaften sich die Arbeitsleistung eigentlich zusammensetzt und warum deren Erhalt auch für den täglichen Umgang wichtig sind.
Bei den Beispielen beziehe ich mich zum größten Teil auf die orientalischen Windhunde. Daher können die einzelnen Eigenschaften bei den anderen Windhundgruppen bei der Ausführung und Dauer variieren.

Wie setzt sich die Jagd der Windhunde zusammen und welche Arbeitsleistung ist dafür notwendig.

Eine Jagd setzt sich aus verschiedenen schritten zusammen das sind beim Windhund folgende -
1. aufspüren
2. hetzen
3. fangen
4. töten
Allerdings können diese einzelnen Schritte je nach Rasse und Einsatz mehr oder weniger stark ausgeprägt sein.

Was für Leistungen sind dafür erforderlich.

Was für Leistungen sind dafür erforderlich.
Zu 1. Das absuchen der Umgebung mit den Augen, der Nase und auch mit dem Gehör. Das registrieren von Veränderungen im Gelände und gegebenenfalls das durchsuchen von möglichen Verstecken der Beutetiere um diese dann aufzuscheuchen.

Zu 2. Das ausdauernde verfolgen der Beute und das konzentrierte im Blick behalten um auf kleinste Anzeichen z.B. mit Richtungswechseln reagieren zu können. Dabei aber trotzdem auf das Gelände zu achten um Hindernisse frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren.
Das selbstständige entscheiden die Hetze abzubrechen wenn das weitere verfolgen nicht lohnend oder der Energieverbrauch zu hoch ist.

Zu 3. Den richtigen Zeitpunkt abzupassen um die Beute zu fassen und sie an der weiteren Flucht zu hindern.

Zu 4. Je nach Beutetier dieses schnell und kräftesparend zu töten ohne es stark zu beschädigen oder sich selbst in Gefahr zu bringen.

Um diese Leistungen zu erbringen muss der Hund verschiedene körperliche und mentale Eigenschaften besitzen.

Eine Aufschlüsselung der Eigenschaften und deren Bedeutung die für die Arbeitsleistung notwendig sind.

Diese Eigenschaften definiere ich wie folgt – getrennt in körperliche und mentale Eigenschaften.

Die körperlichen Eigenschaften
1. Gesundheit / Funktionalität
2. Kondition / Ausdauer
3. Wendigkeit / Trittsicherheit / Geschicklichkeit
4. Kraft / Geschwindigkeit

Zu 1. Das erklärt sich eigentlich schon von selbst, denn nur ein gesunder Hund ohne irgend welche Übertreibungen und Einschränkungen in der Funktionalität kann über einen längeren Zeitraum dauerhaft Leistung erbringen.

Zu 2. Ebenfalls selbsterklärend, denn ohne ausreichende körperliche Kondition und Ausdauer ist der Hund nicht fähig lang genug Leistung zu zeigen die zum Erfolg seiner Aufgabe führt.

Zu 3. Diese drei Punkte gehören zusammen, da sie für einen erfolgreichen Bewegungsablauf, auch bei hoher Geschwindigkeit, in jedem Gelände wichtig sind.

Zu 4. Die Kraft wird benötigt, um diese in Form von Geschwindigkeit auf den Boden zu bringen und ebenfalls um die Beute zu fangen und zu erlegen.

Die mentalen Eigenschaften

1. Gesundheit
2. Kondition / Ausdauer
3. Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit
4. Aktivieren und beruhigen
5. geistige Beweglichkeit
6. mentale Stärke

Zu 1. Die wesens- bzw mentale Gesundheit steht für mich über allem denn sie ist eine wichtige Voraussetzung für alle anderen Eigenschaften.

Zu 2. Sie ist Voraussetzung dafür das der Hund über einen längeren Zeitraum seine geistigen und auch körperlichen Fähigkeiten abrufen kann.

Zu 3. Sich auch längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren und dabei auch neue Situationen schnell verarbeiten zu können.

Zu 4. Das möglichst schnelle umschalten aus der relativen Ruhe auf volle Leistung und nach absolvierter Aufgabe wieder zurück in den Ruhezustand.

Zu 5. Auf neue oder geänderte Situationen möglichst schnell zu reagieren und sein Verhalten anzupassen.

Zu 6. Der Hund sollte möglichst wenig Unsicherheiten zeigen und auf unbekannte Situationen souverän und neutral reagieren.

Probleme die durch abhanden kommen von Eigenschaften entstehen können.

Es sollte jedem bekannt sein das man zum Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit diese auch fordern und fördern muss, weil ansonsten die Muskulatur und auch der gesamte Bewegungsapparat verkümmern und die Ausdauer leidet.
Das gleiche gilt aber auch für die mentalen Eigenschaften, wenn diese nicht gefördert werden verkümmern auch sie. Denn abhängig von ihrer Nutzung können sich ganze Gehirnareale verändern und den Anforderungen anpassen. Diese Veränderungen können dann auch, dank der Epigenetik1, Auswirkungen auf die folgenden Generationen haben. Bei denen dann die Eigenschaften, die nicht oder nur unwesentlich gefordert wurden, nur noch in Teilen oder im falschem Zusammenhang gezeigt werden wodurch es dann zu Problemen verschiedenster Art kommen kann.

Ein paar Beispiele zu welchen Problemen es kommen kann wenn vor allem die mentalen Eigenschaften nicht mehr klar definiert sind.
  • Wenn sich der Hund nur schwer auf eine Aufgabe konzentrieren kann und bei neuen Situationen schnell überfordert ist und dann anfängt verstärkt Übersprungshandlungen zu zeigen.

  • Wenn der Hund bei Wildsicht oder ähnlichen Außenreizen extremen Stress zeigt und sich auch nachdem der Reiz außer Sicht ist lange Zeit nicht beruhigen kann.

  • Jedes sich schnell bewegende Objekt beim Hund eine Hetzmotivation auslöst auch wenn er gelernt haben sollte zwischen potenzieller Beute und nicht jagtbaren Dingen zu unterscheiden.

  • Sich der Hund nur in unmittelbarer Nähe seines Menschen aufhält weil er sich aus Unsicherheit nicht entfernen kann. Wobei dann die Möglichkeit besteht, das bei auslösen der Hetzmotivation oder eines Schreckreizes, der Hund nicht zurückfindet oder so unsicher reagiert das er sich zurückzieht.

  • Der Hund Probleme beim rennen im Gelände bekommt weil es ihm an Trittsicherheit und Geschicklichkeit fehlt oder weil er auf Grund seiner hohen Laufgeschwindigkeit Hindernissen und Unebenheiten nicht rechtzeitig ausweichen kann.

  • Wenn der Hund nur auf relativ kurzen Strecken mal seine volle Geschwindigkeit erreicht, entwickelt sich ein Langstreckenläufer zu einem Sprinter und die Verletzungsanfälligkeit bei längerer Belastung steigt.

  • Das fehlen von ausreichender Kondition und Ausdauer kann zu gesundheitlichen Problemen führen wenn der Hund beabsichtigt oder unbeabsichtigt über eine längere Zeit eine höhere Leistung ausführt.

Wenn man sich nun die Probleme anschaut stellt man fest das diese, ganz unabhängig vom Jagdgebrauch, auch in den Alltag übertragen werden können.
Als Fazit kann man also feststellen das die Eigenschaften die aus einem Windhund einen guten Jagdhund machen, auch im Alltag mit den heutigen Anforderungen wichtig sind und erhalten werden sollten.
Wichtig ist auch das man erkennt, das all diese Eigenschaften zusammenhängen und es kaum möglich ist einzelne davon zu verringern oder gar ganz heraus zu züchten ohne das andere körperliche und mentale Eigenschaften davon beeinflusst werden.

Im zweiten Teil führe ich aus was es bei uns für Möglichkeiten gibt um die Eigenschaften der Windhunde zu fördern und zu fordern und was dabei für Probleme auftreten können.

 

1)Die Epigenetik erlaubt selbst geringen Umweltveränderungen den Zugriff auf das Erbgut. So zeigt die neuste Forschung, das die Entstehung von Krankheiten oder die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen epigenetisch beeinflusst sein können.

2)In einer Konfliktsituation plötzlich auftretende Verhaltensweise in falschem Zusammenhang. Wie plötzliches wasserlassen, scheinbar interessiertes an einer Stelle riechen, sich kratzen oder sogar wahlloses Schnappen.