Übrigens gibt es zum Thema noch einen Artikel von mir - da geht es allerdings um den Artikel in der Zeitschrift ,,Der Hund 10/2010" von Dr. Karin Dohrmann und Inga Böhm mit dem Titel ,,Mobbing-Fan Galgo?".
Hier ist meine Erwiederung dazu:
Ist der Tierschutz-Windhund ein Mobbingfan??
Gibt es überhaupt eine Hunderasse, bei der eine solche Fragestellung Sinn machen würde?
Ich behaupte einfach einmal: NEIN – ,,Mobbing-Fans (= begeisterter Anhänger!)" scheinen wohl eher so manche Menschen zu sein!
In meiner Kolumne ,,Mobbing + Sozialisation" habe ich bereits über den Ursprung des Begriffs geschrieben – und zu beschreiben versucht, weshalb dieser Begriff meist falsch (negativ!) besetzt ist – und wie ein solches Verhalten entstehen kann (siehe dort
http://www.windhunde-sind-jagdhunde.de/giese-20090422.pdf!).In der Zeitschrift ,,Der Hund 10/2010" erschien nun ein Artikel von Dr. Karin Dohrmann und Inga Böhm mit dem Titel ,,Mobbing-Fan Galgo?". Dazu dann noch ein paar Fotos, die dieses Verhalten wohl dokumentieren sollen.
Es stellt sich nun einfach die Frage, was man mit einem solchen Artikel erreichen will!
Hundekenner wissen, dass ein solches Verhalten bei allen Rassen vorkommen kann – Windhundkenner wissen das auch.
In den letzten Jahren gab es nun eine regelrechte ,,Windhundschwemme" aus dem Tierschutz, deren Besitzer meist nur sehr unzureichend über die Besonderheiten dieser Rassen aufgeklärt wurden.
Soll dieser Titel nun zur Aufklärung dieser Neulinge dienen? –
Das wage ich nun jedoch zu bezweifeln. Es kann ja wohl kaum der Aufklärung über eine Rasse dienen, wenn man den Eindruck erweckt, dieses ,,Verhalten" (Mobbing) wäre ein Rassemerkmal des Galgo (also des Windhundes aus Spanien!)
Denn erstens ist dieses ,,Mobbing" (im Sinne von Konrad Lorenz!) eine Erziehungsmaßnahme, die bei allen Hunden vorkommt und beileibe keine ,,Galgo-Spezialität" – und zweitens werden ständig Ursache und Wirkung durcheinander geworfen. –
Am Anfang steht immer ein Individuum, das nicht auf andere Hunde/andere Rassen und/oder auch Menschen sozialisiert wurde! – Und genau das wird von den sozialisierten Hunden sofort erkannt – es folgen die bekannten ,,Erziehungsversuche" – der nicht sozialisierte Hund versteht jedoch keine ,,Hundesprache" (weiss z.B. nicht, wie Unterwerfung funktioniert!) – und so wird eine Aktions- und Reaktionskette in Gang gesetzt, die möglicherweise gefährlich werden kann – für den ,,Gemoppten" (Unsozialisierten)! –
Woher stammen nun also solche Hunde (und ich schreibe hier ganz bewusst nicht von Windhunden!)??
Bei allen Hunden mit unbekannter Vorgeschichte müssen wir auf ein solches Verhalten gefasst sein – aus dem Tierheim – aus dem Tierschutz aus dem Ausland – aus ,,Welpenproduktionsstätten" – und bei allen Hunden, bei denen die Besitzer darauf achten, dass ihre Hunde ohne Kontakt zu anderen Hunden leben! –
Wer nur nach dem Prinzip ,,Geiz ist geil" einen Hund ersteht, sollte darauf vorbereitet sein, ein verhaltensgestörtes Tier zu bekommen – eins, das ,,Hundesprache" nie erlernen konnte.
Das alles setzt nun aber voraus, das alle Hundebesitzer das normale Sozialverhalten von Hunden kennen – und Abweichungen davon auch bemerken und analysieren können. –
Um nun zu den Windhunden zu kommen:
Rennspiele unter Windhunden sind im Wortsinn genau das – Spiele – und bei gut sozialisierten Hunden wird das auch nie in einen ernsthaften ,,Jagdmodus" kippen, es sei denn, der momentan Gehetzte ist nicht sozialisiert, versteht sich plötzlich als ,,Jagdbeute" und verhält sich auch so – er flieht panisch!! – Dann ist natürlich ein sofortiges Eingreifen erforderlich, um diesen Hund aus seiner misslichen Lage zu befreien.- In aller Regel wissen die Windhunde in einer solchen Situation jedoch noch immer, dass sie einen anderen Hund – und kein Wild – hetzen! Das Ganze würde daher keineswegs ,,zwingend" mit der Tötung des Hundes enden, sondern meist lediglich mit einer ,,Zurechtweisung".
Aus eigener Erfahrung habe ich so etwas kaum einmal erlebt – jedenfalls bei den TS-Windhunden nicht – lediglich meine Afghanenhündin musste ich einmal daran hindern, einem (Besuchs-) Windhund (der sich völlig asozial verhielt!) allzu heftig Manieren beizubringen!
Auch wenn bei diesen Rennspielen gegenseitige Attacken ausgeführt werden – da wird das Zupacken simuliert (ohne zu beißen!) – da schneidet man sich gegenseitig den Weg ab, belauert sich – usw., hat das alles überhaupt nichts mit einem ,,Kippen in den Jagdmodus" zu tun!!! – Richtig sozialisierte Windhunde wissen, dass sie ein Spiel vollführen, dass viele ,,Jagdsequenzen" zwar simuliert, jedoch nicht in diese ,,kippt"!
Das einzige wirkliche Problem ist auch hier – wie fast überall – der Mensch!! –
Ein Windhund will und muss rennen können – das ist das Einzige, was die meisten Menschen über diese Rassegruppe wissen! –
Es ist ja ein Segen, dass es Auslaufgebiete für Windhunde gibt. Und es sollte eigentlich völlig klar sein, dass dort nur solche Windhunde miteinander rennen sollten, die ein sicheres Sozialverhalten zeigen. Wie viele dieser ,,Windhundneulinge" sind aber bereits in der Lage, das auch beurteilen zu können? – Und wie viele von ihnen würden einfach nur beleidigt reagieren, wenn ein Kenner sie darauf hinweisen würde? -
Bei meinen TS-Windhunden habe ich immer die gleichen begeisterten und begeisternden Hetzspiele beobachten können, wie bei meinen DWZRV-Windhunden – alles ohne Mobberei!
Und ich widerspreche ganz vehement der Behauptung in dem o.g. Artikel, Mobbing-Attacken würden aus einer ,,übertriebenen Hormonattacke" entstehen!!
Alles hängt von der richtigen Sozialisation der Hunde ab. Auch Hunde, die glücklicherweise die Hundesprache lernen konnten, sind so mancher ,,Hormonattacke" ausgesetzt – allerdings werden besonders diese immer einen Hund erkennen (und ,,mobben"), der kein artgerechtes Verhalten zeigt.
Nun könnte man noch unzählige mögliche Konstellationen anführen, von unsicheren, ängstlichen oder gar panischen Hunden – oder solchen, denen es offenbar Freude macht, solche Artgenossen zu drangsalieren – das alles wären Fallbeispiele, die individuell zu behandeln wären und keinesfalls zum ,,Rassemerkmal" deklariert werden dürfen!
Fazit: Nicht der Galgo ist ein Mobbingfan, sondern alle Hunde erkennen einen nicht sozialisierten Artgenossen und versuchen, diesem, die Regeln beizubringen! –
Wenn ein solcher Hund jedoch nicht einmal die ,,Unterwerfung" kennt, könnte eine solche Situation wirklich kippen, wenn wir nicht eingreifen!
Es ist daher ein völliger Unsinn, den Galgo aus dem Tierschutz als ,,Mobbingfan" zu deklarieren und ihn für ein Verhalten zu diffamieren, welches bei allen Hunden vorkommt! –
Der Galgo aus dem Tierschutz ist genau so gut oder schlecht sozialisiert, wie jeder Hund, von dessen Vorgeschichte wir so gut wie nichts wissen.
Der ganze Artikel also nichts als Effekthascherei! –
Für Windhundkenner und Liebhaber einfach nur ärgerlich - für Neulinge fast bedrohlich, was vielleicht die einzig positive Wirkung hätte, sich genauer zu überlegen, ob man einem solchen ,,Spanier" gewachsen wäre (weil er ein Windhund ist!) – aber nicht etwa, weil er ein ,,Mobbing-Fan" sein soll! -
Monika Giese im Oktober 2010